The Human League lässt das Publikum in der Großen Freiheit erst warten, dann reisen

Hamburg. Wartezeit bei Konzerten kann man unterschiedlich verbringen: Man hält Klönschnack, organisiert sich noch ein Getränk. Oder man korrigiert im Geiste die Fehler auf den Plakaten, die in der Großen Freiheit 36 hängen: "In" und "dem" schreibt man durchaus auch mal zusammen, Aufzählungen werden durch Kommata getrennt und drei Ausrufezeichen zeugen von einem reichlich aufgeregten Geist!!!

Irgendwann aber ist das Unterhaltungspotenzial dieser Tätigkeiten ausgeschöpft. Und dann steigt die Aufregung auch beim Publikum von The Human League: Die etwa 650 Fans versuchen mit Pfiffen und Applaus, das Trio auf die Bühne zu holen. Doch Synthie-Pop-Adel verpflichtet, Joanne Catherall, Susan Ann Sulley und Philip Oakey lassen sich nicht hetzen. Die Technik und die Fans sind zwar schon seit mehr als einer halben Stunde bereit, doch die Band lässt sich Zeit bis viertel nach neun. Ihre Fans verzeihen ihnen das.

"Never Let Me Go" heißt der Opener des neuen Albums von The Human League, mit diesem Song beginnt auch das Konzert - "Lass mich niemals los" schwebt wie ein Motto über dem gesamten Abend.

Die Erwartungshaltung ist klar: Eine Zeitreise in die 80er-Jahre ist gewünscht. Und Catherall, Sulley und Oakey liefern wie bestellt. Nicht "Credo", das aktuelle Album, spielt die Hauptrolle, sondern die goldenen Zeiten des Synthie-Pop. Hier und da streuen sie mal elegant einen Beat-Stampfer wie "Egomaniac" ein, doch das Interesse hält sich in höflichen Grenzen. Das Publikum freut sich lieber noch einmal über "Empire State Human" oder "The Lebanon". Und natürlich über alles von diesem Meilenstein des Elektro-Pop, ihrem dritten Album, "Dare": Die Band bittet lieblich um Herzöffnung mit "Open Your Heart", heischt mit donnernden Bässen um Beifall bei "The Sound Of The Crowd" und mäandert bei "Love Action" durch Synthieschleifen.

"Don't You Want Me", ihren größten Hit, bei dem sogar der Barmann mitklatscht, den heben sie sich bis kurz vor Schluss auf. Die Zugaben danach sind gar nicht mehr wichtig. Denn das Wichtigste haben die Fans schon bekommen: ihre 80-minütige Zeitreise. Losgelassen hat The Human League an diesem Abend niemanden.