In den Hamburger Klubs stehen zum langen Oster-Wochenende Feierabende an.

Hanseplatte. Assoziieren wir doch einmal ein wenig in der Gegend herum: Ostereier - Osterfeuer - Osterfeier. Von allen dreien gibt es reichlich in den nächsten Tagen. Das schreit nach Auswahl, nach Sortierung. Also greifen wir in den Zylinder und ziehen neben Kaninchen und Krokanteiern auch einige Festivitäten des Osterauftakts an Gründonnerstag und Karfreitag heraus.

Für einen musikhistorischen Start ins ganz lange Wochenende sorgt die Hanseplatte. Der Tonträgerladen hat Pascal Fuhlbrügge und Knarf Rellöm eingeladen und lässt sie vom goldenen Zeitalter der Hamburger Schule berichten. Wer könnte das auch besser als der Mitbegründer des Plattenlabels L'Age D'Or und der vielgestaltige Musiker mit dem spiegelverkehrten Namen? Wie das damals so ablief mit der Kolossalen Jugend, Huah! und Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs, erzählen Rellöm und Fuhlbrügge nicht nur, sie spielen es auch vor. Aus ihren privaten Sammlungen haben sie musikalische Schätze hervorgekramt und auch in den Restbeständen des Labels gewildert. Die Archivplatten verkaufen die Herren sogar.

Wenn man die frisch erworbenen Kostbarkeiten sicher zu Hause untergebracht und sich dabei nicht verlaufen hat, ist die Nacht immer noch jung, es zieht einen weiter. Aber wohin?

Sehr hamburgisch und angenehm schräg geht es im Uebel & Gefährlich weiter: Bei der Apparat DJ Kicks Tour legen Rüftata110 und Superdefekt auf, der Apparat höchstselbst bringt zusammen mit der Pfadfinderei eine Audio-Video-Show zu Gehör und Gesicht.

Das ist alles viel zu Indie, zu anders, zu merkwürdig? Massenkompatible Unterhaltung in feinstem Ambiente bietet der Ballsaal am Süllberg, der mit der Hamburger Clubnacht in Richtung Ostern startet. Während im Bunker die Grenzen des Normalen ausgelotet werden, gibt es in Blankenese Altbekanntes und -beliebtes auf die Ohren.

Wer sich solcherart durch den Gründonnerstag getanzt hat, weiß zu schätzen, dass der Karfreitag ein stiller Feiertag ist, der Jubel, Trubel, Tanzveranstaltungen vor dem chronologischen Tageswechsel nicht so gern sieht. Wen es trotzdem schon am frühen Abend wieder vor die Tür treibt, der kann sich gleich wieder am Bunker einfinden. "Chillen und Grillen geht steil", heißt das Motto im Terrace Hill, das die Wartezeit bis Mitternacht mit einem gepflegten Angrillen auf der Dachterrasse des Betonklotzes verkürzt. Nach dem zwölften Glockenschlag sorgt unter anderem Gordon Hollenga - besser bekannt als eine Hälfte der Disco Boys - dafür, dass sich das Grillgut nicht direkt auf den Hüften ablagert.

Gegrillt wird im Baalsaal zwar nicht, heiß dürfte es trotzdem werden. Denn ein Stück hauptstädtische Clubkultur ist in der Nacht zum Sonnabend zu Gast auf der Reeperbahn: Ben Klock ist längst vom DJ zum wandelnden Aushängeschild des Berghain geworden, jenes legendären Etablissements, dessentwegen Touristengruppen auch schon einmal von anderen Kontinenten aus nach Berlin pilgern.

Und wenn dann der Sonnabend dämmert, der letzte Bass verhallt, das letzte Getränk geleert ist, gehen wir in den Sonnenaufgang, fallen erschöpft ins Bett und schlafen glücklich lächelnd ein. Denn vor uns liegen trotz zwei durchfeierter Nächte immer noch drei freie Tage; voller Ostereier - Osterfeuer - Osterfeiern.

The Story Of L'Age D'Or Do, 21.4. 20.00, Hanseplatte (U Feldstraße), Neuer Kamp 32, Eintritt frei; www.hanseplatte.de

Apparat DJ Kicks Tour Do 21.4., 23.59, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Eintritt 10,-; www.apparat.net

Hamburger Clubnacht Do 21.4., 20.00 Ballsaal des KHH Süllberg (Buslinie 48), Süllbergterrasse 12, Eintritt 15,-; www.singhh.de

Chillen und grillen geht steil Fr 22.4., 20.00, Terrace Hill (U Feldstraße), Feldstraße 66, Eintritt ab 23.00 8,- vorher frei; www.terracehill.de

Ben Klock Fr 22.4., 23.59, Baalsaal (U St. Pauli), Reeperbahn 25, Eintritt 10,-; www.baalsaal.com