In “Wer rettet Dina Foxx?“ schickt das ZDF seine Zuschauer nach einem Fernseh-Mord selbst auf Tätersuche - im Internet

Hamburg. Die öffentlich-rechtlichen Sender und ihre ewige Suche nach der Jugend: Zu gerne würden ARD und ZDF diese Zielgruppe locken, doch die treibt sich in Zeiten des Web 2.0 lieber in sozialen Netzwerken herum anstatt vor dem Fernseher, schaut Serien und Filme lieber auf DVD oder bei YouTube als vor der Röhre. Vor allem das ZDF, dessen Zuschauer im Schnitt über 60 Jahre alt sind, hatte sich zuletzt verstärkt um eine Verjüngung bemüht - nicht nur über den Digitalkanal ZDFneo, sondern auch durch Kooperationen mit YouTube bei "Wetten, dass ..?" oder "Maybrit Illner". Heute Abend startet ein neuer Versuch, die Generation Facebook zu ködern: Bei einem Cross-Media-Projekt sollen die Zuschauer selbst den Täter ermitteln. Im Internet.

Der TV-Krimi "Wer rettet Dina Foxx?" endet nach 50 Minuten - unerwartet und an der spannendsten Stelle. Ein letztes Mal sieht die junge Datensicherungsaktivistin Dina Foxx (Jessica Richter) ihren Freund Vasco (Max Woelky) auf einem Überwachungsvideo. Wenig später ist er tot. Foxx, die selbst ernannte Datenschutz-Superheldin namens "Datagrrl", wird beschuldigt, ihn umgebracht zu haben. In schnell geschnittenen Rückblenden erzählt die Angeklagte ihrem Anwalt, wie sie von der idealistischen Gruppe freidaten.org zur Firma Avadata wechselte, um dort für eine Art Daten-Radiergummi zu werben, das im Netz verstreute, unliebsame Informationen löscht - wie peinliche Party-Fotos auf Facebook.

Das TV-Format ist nur das Vorspiel: Nach der Ausstrahlung können die Zuschauer drei Wochen lang im Netz sowohl auf freidaten.org als auch auf der Film-Homepage des ZDF den Mörder ermitteln. Foxx' Wohnung wird zum Datenschutzraum, in dem online Spuren gesammelt werden können. Bereits seit Ende März hat die Titelheldin ein Facebook-Profil und freidaten.org einen YouTube-Kanal. Insgesamt wurden 14 weitere Websites programmiert, 55 Videos und 20 Social-Media-Profile angelegt, über die die User klickend nach dem Mörder fahnden können.

"Intertainment" nennt der Mainzer Sender das Projekt der innovativen ZDF-Redaktionen "Das kleine Fernsehspiel" und der "Neue Medien". Es soll Zuschauer und User spielerisch für Datensicherheit sensibilisieren. Als Inspiration dienten Regisseur Max Zeitler, der diese Idee fünf Jahre lang entwickelte, sowohl amerikanische und englische Fernsehserien als auch bekannte Cross-Media-Projekte und Reality Games wie "The Beast" oder J.J. Abrams Web-2.0-Strategien. Monatelang haben klassische Drehbuchautoren, Online-Autoren, Game-Developer und Software-Entwickler gemeinsam an dem medienübergreifenden Datenschutzthriller gearbeitet.

Mag der erste Eindruck vom "Datagrrl" im grellen Jogginganzug noch sehr 90er-Jahre-mäßig daherkommen, so ist die Umsetzung des "Participation Dramas" schlau und gelungen. Mutig und unverkrampft, wie man es fast nicht erwartet hätte, geht das ZDF mit der neuen Medienwelt um. Schade nur, dass das Projekt, das vor allem junge Zuschauer ansprechen soll, so spät am Abend versteckt wird.

Wer rettet Dina Foxx? Heute 23.20, ZDF

Tätersuche im Netz auf www.freidaten.org