Der Künstler Michael Hakimi zeigt seine Installationen, Objekte und Bilder bis zum 21. Mai in der Galerie der Woche Karin Günther

Galerie Günther. Für gewöhnlich wächst, was sich entfaltet, ins Dreidimensionale: Knospen, Farne, selbst Häuser und Autos nehmen ihre endgültige 3-D-Gestalt an, sobald sie ihren Konstruktionsplänen entwachsen sind. Mit einem simplen Kaffeebecher suggeriert Michael Hakimi eine entgegengesetzte Entwicklung. Der Pappe-Becher ist etwas lädiert, gerät aus der Form und entfaltet sich nun zurück in seine zweidimensionalen Bestandteile. Entfalten bedeutet hier: aus 3-D wird 2-D. Kein Hokuspokus, aber vielleicht eine Art Gebrauchsanweisung für die Kunst von Hakimi, der zurzeit in der Galerie von Karin Günther ausstellt.

Mit seinen installativen Arbeiten, Objekten sowie Bildern bewegt sich Hakimi stets auf der Schwelle der Wahrnehmung. Sie rufen innere Bilder und Erfahrungswerte hervor, obwohl sie mit ihnen selbst wenig gemein haben. Zum Beispiel dieses ästhetisch anmutende Wandbild, ganz in Schwarz mit großen Aufnahmen antiker, leicht rätselhaft anmutender Münzen. Wie Runenzeichen wirken ihre Prägungen. Antik und alt ist hier allerdings nicht das Geringste. Hakimi nutzte Blasen von Luftpolster-Folien um solch museal prätentiösen Eindruck zu erzeugen.

Auch wenn einige Arbeiten von Hakimi an Trompe-l'œil erinnern: Mit Täuschung haben sie wenig gemein. Mehr jedoch mit Schrift. Überwiegend in Schwarz-Weiß gehalten, erinnern seine Werke an das Druckbild von Sprache und Schrift. Sie deuten Buchstaben an, ein "R", hinterlassen Spuren in Form schwarzer Gummi-Absätze auf weiß angestrichenem Holz oder spielen mit der Abfolge von Bildern auf einem Filmstreifen. Als ob hier überall etwas geschrieben, bezeugt und dokumentiert steht. Den Versuch zu wagen, diese Schriften zu dechiffrieren, lohnt jedoch nicht der Mühe. Hakimi verrätselt keine Botschaften. Seine Kunst beschäftigt sich mehr mit den Wahrnehmungsmechanismen oder - wie er es nennt - dem "Zeigen von Zeigen". Also mit dem, wie heute gewöhnliche Waren oder andere Dinge präsentiert werden.

Auch die Anordnung der Dinge, etwa die Reihung von Obstkernen in Abfolge ihrer Größe, bedient sich vertrauter Präsentationsformen, seien sie museal oder kommerziell. Manchmal verlangt es da, sich etwas einzuüben in dieses Spiel mit den Löchern und Kippschaltern der Wahrnehmung. Aber wer weiß, vielleicht lohnt die Anstrengung, und dann kehrt man wieder zurück ins gewöhnliche Leben.

Michael Hakimi - Nonpaper: Galerie Karin Günther, bis 21. Mai. Admiralitätstraße 71 (S Stadthausbrücke), Di-Fr 13.00-18.00, Sa 12.00-15.00, T. 37 50 34 50; www.galerie-karin-guenther.de