Hamburg. "Ich mache Frauenmusik für Männer", hat Johannes Oerding einmal in einem "Stern"-Interview gesagt. Mit einer Einordnung seiner Musik hat diese Aussage nur bedingt etwas zu tun. Eher verbirgt sich dahinter eine Aufforderung: Gebt den Frauen eine Schulter, an die sie sich während der Schmusesongs schmiegen können! Wäre ja sonst nur halb so schön. Diesem Aufruf ist am Sonnabend eine beachtliche Anzahl von Geschlechtsgenossen gefolgt.

Schon fast hippieske Züge hatte das ausverkaufte Konzert auf dem Kiez - gleich mehrmals forderte der Sänger auf: "Umarmt euch, schließt die Augen, habt euch lieb!" Die passende Begleitmusik lieferte der 29-Jährige gute zwei Stunden lang, spielte Songs wie "Boxer" oder "Die Tage werden anders sein" in Zehn-Minuten-Versionen.

Und damit sich wirklich keiner allein fühlen konnte, schob Oerding eine Mitmach-Aktion nach der anderen ein. Mal schunkelte der ganze Saal, mal sangen die 60-Jährigen einen Refrain, dann die 20-Jährigen, dann wurde der Zahnarzt im Publikum gegrüßt oder der jüngste Gast (ein Zehnjähriger) ermittelt und bekam eine Cola spendiert.

Oerding mischte seine Songs mit denen von Bob Marley, gab die Beatbox und schließlich auch noch einen Moonwalk auf der Bühne zum Besten. Warum, das weiß nur Oerding selbst. Denn bei all dem Gekuschel und inflationärer Hampelei auf der Bühne geriet so manches Mal seine Musik in den Hintergrund. Und für die muss er sich nun wirklich nicht verstecken.