“Rio“ ist ein witziger 3-D-Animationsfilm. Der Antiheld im neuen Film von “Ice Age“-Macher Carlos Saldanha ist blau und heißt auch so.

Ein Pinguin, der nicht singen kann ("Happy Feet"), ein Wikinger, der nicht kämpfen kann ("Drachenzähmen leicht gemacht") und nun ein Vogel, der nicht fliegen kann - Hollywoods Zeichentrickfilme, egal von welchem Studio, haben ein Herz für Verlierer. Verlierer, die sich nur treu bleiben und ihrem Herzen folgen müssen - dann werden sie ihre Schwächen schon überwinden und ins Gegenteil verkehren. Eine ebenso einfache wie konsensfähige Botschaft, die auch in dem neuen 3-D-Animationsfilm "Rio" wieder zur Identifikation einlädt.

Der Antiheld im neuen Film von "Ice Age"-Macher Carlos Saldanha ist blau und heißt auch so: Blu (im Original gesprochen von Jesse Eisenberg, auf Deutsch von David Kross) ist ein seltener Papagei, der aus den Urwäldern Brasiliens stammt, nun aber in einem verschneiten Provinznest von Minnesota der bebrillten Buchhändlerin Linda auf der Schulter hockt. Bis der brasilianische Vogelkundler Tulio die junge Frau über folgenden Sachverhalt aufklärt: Blu sei das letzte männliche Exemplar seiner Gattung und müsse nun in Rio mit Papageiendame Jewel (Anne Hathaway/Johanna Klum) für Nachwuchs sorgen. Also ab zum Zuckerhut.


Doch das erste Rendezvous verläuft katastrophal. Jewel ist eine von diesen modernen, unabhängigen und abenteuerlustigen Vogelfrauen, die wissen, was sie wollen. Ein Vorstadtgockel, der nicht einmal fliegen kann? Nein danke. Doch bevor Jewel und Blu ihre Nickligkeiten austragen können, werden sie auch schon von einem riesigen, verdammt bösen Kuckuck namens Nigel im Auftrag skrupelloser Vogelschmuggler gefangen genommen. Irgendwie gelingt ihnen die Flucht. Aber: Sie sind aneinandergekettet. Und das bedeutet angesichts von Blus lahmen Flügeln nur eines: Es geht zu Fuß weiter ...

"Rio" hat alles, was ein computeranimierter Trickfilm in 3-D heutzutage braucht: einen zunächst schwachen Helden, der über sich hinauswächst, eine Romanze, die einfach die Geschlechter-Stereotypen umkehrt und nach guter, alter Screwball-Tadition ihre Ecken und Kanten hat, veritable Bösewichter, einen spannungsfördernden, aber nicht zu bedrohlichen Konflikt und jene Sidekicks, die für amüsante Zwischenspiele sorgen. Und weil der Film "Rio" heißt, gibt es natürlich auch - keine Angst vor Klischees - jede Menge Samba, Fußball und vor allem Karneval, der noch nie so kunterbunt und lebensfreudig war wie hier.

Ein ums andere Mal gehen einem, besonders wegen der tiefenscharfen dritten Dimension, die Augen über - so wie bei den Szenen im Urwald, wo lustige Piepmätze Liedchen singen und in Busby-Berkeley-Manier kuriose Formationen bilden. Sprechende Tiere mit großen Augen, ungemein witziger Slapstick, viel Musik (vom Bossa Nova bis zum HipHop) und turbulentes Tempo - "Rio" ist eine sichere Sache für den Familien-Kinobesuch am Wochenende.

Bewertung: empfehlenswert

Rio USA 2010, 95 Min., ab 0 J., R: Carlos Saldanha, mit den deutschen Stimmen von David Kross, Johanna Klum, Roberto Blanco, Culcha Candela, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa-Filmstudios, Streit's (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen-Park/Smart-City; www.rio-derfilm.de