In einer Zeit, in der 3-D-Trickfilme die Kinos überschwemmen, überzeugt “Winnie Puuh“ mit seinen schon fast altmodischen Handzeichnungen.

Kleinen Kinogängern muss man gar nicht viel erzählen. Schließlich geistert Winnie Puuh, dieser herzensgute, aber nicht sonderlich helle Bär, durch zahlreiche Kinderzimmer, ob als Bücherheld oder Plakatmotiv, ob als T-Shirt-Konterfei oder als Zahnbürsten-Porträt. Erfunden hat ihn in den 20er-Jahren der englische Schriftsteller Alan Alexander Milne (1882-1956), um seinem Sprössling Christopher Robin eine Freude zu machen. Disney fand ebenfalls Gefallen an dem lustigen Petz und brachte ab 1966 mehrere kurze Zeichentrickfilme in die Kinos, 1977 sogar einen abendfüllenden: "Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh". Verdammt lang her.

Wer den Titelhelden genau kennt, weiß, dass er auch an diesem Tag mit verdammt leerem Magen aufwacht. Doch Abhilfe ist nicht in Sicht: Puuhs Honigvorräte sind aufgeschleckt. Auf der Suche nach Nachschub trifft Puuh den traurigen Esel I-Aah, der heute noch trauriger ist als sonst. Der Grund: Er hat seinen Schwanz verloren. Selbstverständlich wollen Puuh und der Rest der Hundertmorgenwald-Gang, nämlich Ferkel, Tigger, Rabbit, Eule, Kanga und Klein Ruh, I-Aah helfen, und so schreiben sie einfach einen Wettbewerb aus, wer den schönsten Schweif erfindet. Zu gewinnen gibt's - einen Topf Honig. Doch die Angelegenheit gerät bald ins Hintertreffen, als Christopher Robin, Puuhs menschlicher Freund, auf mysteriöse Weise verschwindet. Seine von Rechtschreibkenntnissen ungetrübte Nachricht "Balzrück", mit ein bisschen guten Willen als "Bald zurück" lesbar, wird von der neunmalklugen Eule falsch gedeutet. Balzrück - ist das nicht dieses fiese Monster, das mit Vorliebe kleine Menschen entführt? Mit einem Mal sind die verschworenen Freunde in hellster Aufregung.

In einer Zeit, in der immer mehr computeranimierte 3-D-Trickfilme die Kinos überschwemmen, überzeugt "Winnie Puuh" mit seinen schlichten, fast schon altmodischen Handzeichnungen, die noch immer so aussehen wie Anno dazumal. Dem gegenüber stehen zwei fantasievoll-flotte Musical-Nummern (die schönste heißt "Alles ist Honig"), bei denen einem förmlich die Augen übergehen, und mehrere Lieder, gesungen von Barbara Schöneberger. Natürlich geht es auch hier wieder um Freundschaft, Zusammenhalt und Nachsicht gegenüber den Bedürfnissen anderer. Einfache, kindgerechte Botschaften, die auch schon die früheren Filme prägten. Doch einige fast schon surrealistische Ideen, wie zum Beispiel die Zwiesprache zwischen Off-Erzähler und den Figuren oder das Stolpern und Purzeln über Buchstaben, Absätze und Kapitel der Buchvorlage, machen "Winnie Puuh" auch für erwachsene Begleiter zum Spaß.

Bewertung: empfehlenswert

Winnie Puuh USA 2007, 69 Min., o. A., R: Steven Anderson, mit den deutschen Stimmen von Michael Rüth, Santiago Ziemer, Joachim Kaps, Tilo Schmitz, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, UCI-Mundsburg/Othmarschen-Park, Smart-City; Internet: www.disney.de/winnie-puuh