Mit ihrem hellen und reinen Timbre entführte die schwedische Sopranistin Ida Falk Winland ihre Zuhörer in der Laeiszhalle in eine spätromantische Welt.

Hamburg. Nur mal angenommen, ein schwedischer Gebirgsbach könnte nicht bloß so vor sich hin plätschern und murmeln, sondern auch singen. Dann klänge er womöglich wie die Stimme von Ida Falk Winland. Die junge Sopranistin hat ein ausgesprochen helles, klares und reines Timbre, das unwillkürlich Assoziationen an die nordische Natur hervorruft.

Zu Beginn ihres Recitals im leider nur spärlich besetzten Kleinen Saal der Laeiszhalle entführte die skandinavische Schönheit mit den polarblauen Augen ihre Hörer auch gleich in die schwedische Heimat. Mit Liedern von Komponisten wie Peterson-Berger, Rangström oder Nystroem beschworen sie und ihr vorzüglicher Klavierpartner Matti Hirvonen eine spätromantische Klangwelt, die von Sehnsucht, von Küssen auf der Wiese und dem Gesang des Meeres raunt.

Der Ausflug in den Norden war jedoch nur die erste Etappe einer musikalischen Reise mit sehr unterschiedlichen Stationen: Nach den naturlyrischen und eher melancholisch gefärbten Werken aus Schweden widmete sich die Sängerin drei surreal-schrägen Lalanne-Vertonungen des Franzosen Poulenc, in denen sie einen ganz anderen, virtuos artikulierten Schnellplauderton anschlug.

Auch im amerikanischen Block nach der Pause, bei Copland und Bernstein, demonstrierte die Sängerin eine beeindruckende sprachliche und stilistische Flexibilität. Ihre Palette reicht von anrührender Schlichtheit - wunderbar etwa bei Coplands Zeile "When all the children sleep" - bis zur funkelnden Strahlkraft in Forte-Passagen.

Ida Falk Winlands Nuancenreichtum steht dabei immer im Dienst der kleinen Geschichten, die sie äußerst lebendig und mit einer natürlichen Präsenz erzählt. Auch deshalb gehört sie vollkommen zu Recht in die Konzertreihe der "Rising Stars".

In der Höhe bekommt ihr Klang allerdings mitunter eine leicht metallene Schärfe. Diese Tendenz offenbart die Kehrseite der Klarheit: Eine so helle Stimme wirkt von sich aus nicht unbedingt warm und rund. Sie ist zwar äußerst geschmeidig und bestens geeignet, um Verzierungen wie im letzten Strauss-Lied des Abends ganz filigran dahinzuzwitschern - doch zur mediterran glühenden Sinnlichkeit von Puccinis "Bohème" passt sie weniger, wie in der zweiten Zugabe zu hören war.

Kein Wunder, so ein schwedischer Gebirgsbach fließt ja schließlich auch nicht durch Palermo.