Das erste von zwei Konzerten der US-Band NOFX war eine bierselige Sozial-Utopie

Hamburg. Ihre Songs heißen "Murder The Government" oder "Kill All The White Man", sie tragen die Haare bunt, trinken Bier und spielen Punk-Rock. Früher galt NOFX als Bürgerschreck, heute betrachtet man sie mit beinahe nostalgischen Gefühlen.

Dieses Image kennt die Band aus Kalifornien und pflegt es. Fat Mike, die beiden Erics - der eine mit "k" hinter den Drums, der andere mit "c" an der Gitarre - und El Hefe spielen mit den Vorstellungen, die man von Punks hat. Denn wenn man am Montag im gut gefüllten Docks über die plakativen Titel hinaushört, merkt man, dass hier keine Null-Bock-Attitüde gepflegt wird, sondern Gesellschaftskritik.

Zugegebenermaßen formuliert das Quartett diese recht drastisch, bei "The Brews", "Perfect Government" und den anderen Liedern, die sie in 95 Minuten abreißen. Aber Bigotterie und Gier, Rassismus und Fanatismus zu verdammen, das ist wohl nicht im eigentlichen Sinn gesellschaftsgefährdend. Dass NOFX das, was sie ändern wollen, nicht in wissenschaftlichen Traktaten ausformulieren, sondern mit dieser speziellen Mischung aus Zorn und Spaß am Spiel herausbrüllen; dafür sind sie Musiker. Dass sie genauso vom Trinken wie von der gerechteren Gesellschaft singen; dafür sind sie Punks.

Und die Fans wissen zu schätzen, dass sie für eine Band, die bereits mehr als sechs Millionen Platten verkauft hat, keine an Straßenraub grenzenden Preise bezahlen müssen. Vorn tanzen und hüpfen die Jungen und die sich wieder jung Fühlenden, hinten stehen die, denen das Gespringe zu anstrengend ist, und einige, die Karten nicht nur für Montag, sondern auch für das zweite Konzert am Dienstag haben und ihre Kräfte sparen. Alle zusammen genießen, dass NOFX keine Nörgler sind, sondern Unterhalter mit einem Faible für pointierte Kritik. Und Bier.