In den Hamburger Musikklubs sind an diesem Wochenende die Freunde der leiseren Töne zu Besuch: Die Happy, John Grant und Vijay Iyer Trio.

Es geht auch ohne Ohrenstöpsel. Aus der Fülle der Konzerte, die an diesem Wochenende in den Hamburger Klubs über die Bühne gehen, ragen einige heraus, bei denen es ums Zuhören geht und nicht darum, dass die Magengrube anfängt zu flattern, weil Bass und Schlagzeug irgendwelcher Metal-Combos einen Frontalangriff starten.

Zum Beispiel wäre da Die Happy. Normalerweise beehrt das Quartett die Fabrik zwischen Weihnachten und Neujahr, normalerweise packt es auch den Rock-Hammer aus, doch an diesem Sonntag wird es wesentlich leiser: Die Happy gibt in der Fabrik ein Unplugged Konzert. Im Jahr 2005 schon hat die Band aus Ulm ein Unplugged-Album aufgenommen, jetzt ist sie mal wieder mit den neu und akustisch arrangierten Songs unterwegs. Und der Auftritt bietet Sängerin Marta Jandová Gelegenheit, sich wieder auf einer Rockbühne auszutoben, zuletzt stand sie in ihrer Heimatstadt Prag in dem Musical "Mona Lisa" auf der Bühne.

Der vielleicht spannendste Pop-Künstler dieses Wochenendes dürfte John Grant sein. Der Amerikaner gehörte zu den Czars, einer Country-Noir-Band aus Denver, die sechs hoch gelobte Alben veröffentlicht, aber niemals den großen Durchbruch geschafft hat. Grant, depressiv veranlagt und von Alkohol- und Kokainsucht gebeutelt, schmiss seine Karriere hin, ging nach New York, um dort ein Leben als Kellner zu fristen. Die Musiker von Midlake rissen ihn aus diesem trostlosen Dasein und nahmen ihn mit in ihre Heimatstadt Denton in Texas. Mit ihrer Hilfe nahm Grant das Album "Queen Of Denmark" auf. Vom britischen "Mojo Magazine" wurde es zum Album des Jahres 2010 gekürt, "Uncut" und "Q" wählten es ebenfalls in die Top Ten des vergangenen Jahres.

Parallel zu Midlakes Arbeit an ihrem Album "The Courage Of Others" entstand auch "Queen Of Denmark" mit Midlake als Band für den begnadeten Sänger. Im Sound ist die Ähnlichkeit zwischen beiden Werken unüberhörbar. Auch Grants Solo ist von diesem Folkrock der späten 60er-Jahre getragen. Akustische Gitarren, Flöten, Klavier und Streicher bestimmen den Klang der romantisch anmutenden Songs. Nur Grants Texte sind wesentlich düsterer als die von Midlake. In ihnen verarbeitet er die Hölle, durch die er gegangen ist.

Der Aufenthalt in Texas hat seinem Leben und seiner Karriere noch mal eine völlig neue Wendung gegeben. "Ich verdanke den Leuten von Midlake so unendlich viel", hat er in einem Interview geäußert, "durch sie habe ich erst erfahren, dass es auch für mich möglich ist, eine Leben mit meiner Musik als Mittelpunkt zu führen." John Grant hat durch die Arbeit und den Erfolg von "Queen Of Denmark" einen Haufen seiner Probleme bewältigen können. Doch er räumt ein, dass er in Konzerten manchmal von diesen negativen Erfahrungen wieder eingefangen wird, wenn er darüber singt: "Das ist, als würde man seinen Finger in eine offene Schusswunde stecken." Wenn er an diesem Sonnabend im Uebel & Gefährlich auftritt, ist sein Weg nach Hamburg übrigens nicht sehr weit. Seit ein paar Wochen lebt Grant in Berlin.

Die Reise von Vijay Iyer ist deutlich weiter. Der Pianist wurde als Sohn indischer Immigranten in New York geboren, wo er immer noch lebt. Iyer, der viele seine Platten auf dem Münchner ACT-Label von Siggi Loch veröffentlicht hat, gilt als einer der außergewöhnlichsten Klavierspieler seiner Generation. Das Album "Historicity" wurde vom Branchenmagazin "Downbeat" als Platte des Jahres ausgezeichnet, die US-Jazz-Journalisten wählten den 39 Jahre alten Virtuosen zum Musiker des Jahres. Iyer verbindet amerikanischen Jazz mit indischer Musik. Nach Hamburg kommt er mit seinem Trio Tirtha, zu dem E-Gitarrist Prasanna und Tablaspieler Nitin Mitta gehören. Beim Konzert in der kleinen Laeiszhalle wird es zu einer Verschmelzung melodischer und rhythmischer Traditionen zweier unterschiedlicher Welten kommen. Da sind offene Ohren gefordert.

Die Happy So 10.4., 20.00, Fabrik (S Altona); Barnerstraße 66, Karten 20,-; www.diehappy.de

John Grant Sa 9.4., 20.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße); Feldstraße 66, Karten 19,.-; Internet: www.johngrantmusic.com

Vijay Iyer Trio Sa 9.4., 20.00, Kleine Laeiszhalle (U Messehallen); Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 28,-; Internet: www.vijay-iyer.com