Der konzertante Dienstleister Chris de Burgh mag Hamburg und die Hamburger ihn

Hamburg. Das Einfordern von Zugaben, jeder Konzertbesucher weiß das, strapaziert Hände und Kehle. Nach über drei Jahrzehnten musikalischen Schaffens mag Chris de Burgh, 62, dies seinen Fans offenbar nicht mehr zumuten. Also kommt der irische Barde nach gefühlten zehn Sekunden zurück auf die Bühne, singt noch ein Lied, winkt - und die Show ist vorbei.

An kaum einem Musiker scheiden sich so sehr die Geister wie an Chris de Burgh. Für viele ist er die Inkarnation des schlechten Geschmacks. Zu seicht, zu beliebig, zu erwartbar. Dem Diplomatensohn war dies immer herzlich egal: "Ob ein Kritiker ,Lady In Red' hasst, ist mir egal, solange sich das Lied acht Millionen Mal verkauft. Wer es nicht mag, soll sich einfach die Ohren zuhalten", hat er einmal der "Süddeutschen Zeitung" erzählt.

Allerdings dürften ihm auch seine größten Gegner eines nicht absprechen: die immense Professionalität. Gäbe es einen "Echo" für den besten konzertanten Dienstleister, Chris de Burgh würde ihn immer abräumen. Die Show beginnt auf die Minute pünktlich, der Sound ist von überwältigender Klarheit, die Zugabe, ach, das hatten wir ja schon.

Drei Stunden gibt der Ire wirklich alles, verwandelt die O2 World für sein "Moonfleet"-Programm über Schmuggler und Piraten mit Fischernetzen und Steuerrädern in eine maritime Arena. "Lady In Red" intoniert er gar im Publikum, seine 1,65 Meter verschwinden hinter einem muskelbepackten Bodyguard. Im zweiten Teil serviert er seine größten Hits im Vier-Minuten-Takt. "Missing You" widmet er Hamburg - diese wunderschöne Stadt fehle ihm halt immer. Gut, das hat er ein paar Tage zuvor in München auch über die bayerische Hauptstadt gesagt, aber sei's drum. Und natürlich werden seine Gegner über aufgesetztes Gutmenschentum stöhnen, wenn sie jetzt lesen müssen, dass zur Burghschen Freiheits-Hymne "People Of The World" auf den Videowänden Protest-Bilder aus dem Nahen Osten und dem Iran flimmerten. Aber die Kritiker waren ja nicht da.