Der Netz-Navigator führt heute zur letzten Ruhestätte für digitale Erinnerungen

World Wide Web. Die Fotos, die einen mit der Verflossenen zeigen, der Projektentwurf aus der pleitegegangenen Firma und das halbe Kapitel, aus dem nie ein Roman wurde. All diese Erinnerungsstücke auf der heimischen Festplatte vereint, dass sie von Vergangenem sprechen und dass man sich für sie ein wenig mehr Brimborium, einen würdigeren Abschied wünscht als: "Sind sie sicher, dass sie 'Liebling_119.jpg' löschen wollen?"

Das Projekt "Deathnull" erfüllt das Verlangen nach etwas Pathos, Nostalgie, Pietät im Umgang mit dem, was der Computer nur als Nullen und Einsen kennt, was für den Menschen vor der Tastatur aber einmal viel bedeutete. Dateien, die man auf die Seite lädt, landen in der digitalen Entsprechung zu einem schwarzen Loch; das heißt im Computersprech /dev/null und hat sonst die Funktion, unnötige Meldungen von Programmen umzuleiten.

Auf "Deathnull" wird das schwarze Loch zur elektronischen Begräbnisstätte samt Grabstein. Stöbert man auf dieser herum, wird man neugierig auf die Geschichten hinter den Namen: Warum hat wohl jemand am 24. April 2010 die Datei "moral.pdf" begraben, welche Geschichte verbirgt sich hinter "Happy Birthday"?

Aber es muss nicht immer das liebende Angedenken sein, "Deathnull" funktioniert auch prima, wenn man sich an Unliebsamem abreagieren möchte. So, wie es derjenige gemacht hat, der die Schufa - oder doch zumindest ihre digitale Entsprechung - unter die Erde gebracht hat.

Ruhe in Frieden: www.deathnull.org