Ethnologische Erkundungen auf dem Skandinavien-Abend bei den Vattenfall-Lesetagen

Axel-Springer-Passage. Bevor der Norweger Björn Ingvaldsen aus seinem skurrilen Roman "Tote Finnen essen keinen Fisch" vorlesen durfte, bekamen die Besucher des Skandinavischen Abends in der Axel-Springer-Passage erst einmal Lektionen in Schwermut. Die Journalisten und Buchautoren Alexander Budde und Gunnar Herrmann, beide Korrespondenten in Schweden, berichteten im Rahmen der Vattenfall-Lesetage von ihren Anpassungsleistungen in einem Land, in dem es die meiste Zeit im Jahr vor allem eines ist: verdammt dunkel.

"Die Winter sind hart", erklärte Herrmann. Und die Schweden zurückhaltend. Sehr zurückhaltend. "Sie sind scheu wie Elche", wusste der Radioreporter Budde zu berichten, er nahm bereits an einer Elchjagd teil. Das ist Nationalsport in Schweden. Dort trinkt man Schnaps, aber gerade nur so viel, dass man die Tiere (es gibt 300 000 von ihnen im ganzen Land) mit einem sauberen Schuss erlegen kann.

Manchmal, so ließ sich Budde vom 75-jährigen Elchjäger Willi sagen, stößt man auch mal mit einem Elch zusammen. Der wiegt 500 Kilogramm, was nicht gut ist fürs Auto, aber auch nicht für den Elch. Herrmann, der für die "Süddeutsche Zeitung" aus Skandinavien berichtet, hat mit "Elchtest - Ein Jahr in Bullerbü" ein sehr erfolgreiches Buch geschrieben, er kennt den Charakter der Nordmänner: Sie fallen einem nicht unbedingt um den Hals. Aber kennt man sie erst mal, sind sie wirklich herzlich. Was man sich in Süddeutschland übrigens auch über Norddeutsche erzählt, "und Norddeutschland liegt eben nahe an Schweden". Man kann sich seine Verwandtschaft nicht aussuchen, sagt man.