Hamburg. Er war Journalist aus Leidenschaft, streitbar und immer dicht an seinen Quellen dran. Sein Herz, das war bekannt, schlug für die Sozialdemokraten, und zu einem von ihnen hatte er ein ganz besonderes Verhältnis: zum langjährigen Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner. Jürgen Kellermeier (1939-2009), ehemaliger Fernsehprogrammdirektor des NDR, lernte Wehner 1966 kennen, da war er als junger Hörfunkkorrespondent in die Bundeshauptstadt Bonn gekommen. Die professionelle Bekanntschaft wurde zur persönlichen Freundschaft, getragen von gegenseitigem Vertrauen, die bis zu Wehners Tod im Jahr 1990 hielt.

In dem Buch "Die Macht des Vertrauens" hat der Journalistikprofessor Rudolf Großkopff die Geschichte dieser Freundschaft nachgezeichnet, während der sich auf der Bonner Bühne die Große Koalition ab 1966, der Machtwechsel von 1969 und der Sturz von Willy Brandt abgespielt haben.

Großkopff gibt dabei einen wunderbaren Einblick in die diskreten Mechanismen der Medienrepublik und zeichnet die beiden Charakterköpfe prägnant nach: den Journalisten, der trotz aller Nähe nie SPD-Parteisprecher werden wollte, und den ausgefuchsten Strategen Wehner, der aufgrund seiner kommunistischen Vergangenheit nie Kanzler werden konnte.

Rudolf Großkopff: Die Macht des Vertrauens; Ellert & Richter, 96 Seiten, 12,95 Euro