In den Konzertreihen von “Pro Arte“ mischen sich Bewährtes und Bekanntes mit ganz Neuem

Hamburg. "Schlechte Laune kann ich bei mir nicht feststellen", konstatierte Goette-Geschäftsführer Christian Kuhnt bei der Präsentation seiner "Pro Arte"-Konzertreihen für die Saison 2011/12. Dieses Stimmungsbild war allerdings nicht auf sein Angebot gemünzt, sondern auf die angespannten diplomatischen Beziehungen zwischen ihm und Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter. Die beiden liegen seit Längerem im Clinch - einerseits ist Kuhnt Mitglied im Konzertveranstalter-Verband, der mit juristischen Mitteln gegen angebliche Marktverzerrung durch staatliche Subventionierung der Konkurrenz vorgeht. Andererseits haben die beiden bei Konzerten kooperiert. Das zumindest wird in der nächsten Spielzeit nicht der Fall sein, denn "es hat sich nicht ergeben", so Kuhnt.

Ergeben hat sich eine Mischung aus Bewährtem und Bekanntem. In der Klavierreihe kehren Dauergäste wie Grigory Sokolov und Lang Lang zurück, ergänzt um "Pro Arte"-Debütanten wie Olga Scheps oder der als Wunder-Teenager gehandelte Kit Armstrong; Evgeni Koroliov wird ein Bach-Abend mit Konzerten für bis zu vier Klaviere spendiert.

Bei den Orchestern sind Markenartikel wie die Berliner Staatskapelle mit ihrem Chef Daniel Barenboim im Sortiment, aber auch das Leipziger Gewandhausorchester mit Ricccardo Chailly und Hélène Grimaud. John Eliot Gardiner und das London Symphony gastieren mit Beethovens Erster und Neunter, und da eine Saison ohne Anne-Sophie Mutter keine ist, kommt sie mit dem RSO Stuttgart.

In der Solistenreihe klingt unter anderem vielversprechend, dass der Countertenor Philippe Jaroussky mit dem Freiburger Barockorchester ein Händel-Programm präsentiert und dass der Harfenist Xavier de Maistre, ehemals "artist in residence" der Hamburger Symphoniker, dabei ist.

Klassische Best-of-Liederabende mit Arien aller Arten sucht man im "Pro Arte"-Sortiment vergeblich, nachdem Goette-Konkurrent Peter Schwenkow kürzlich seine "Voices"-Reihe unter lautem Protest gegen Lieben-Seutters Programmpolitik einstellte und die Elbphilharmonie-Planer weiterhin diese Sparte abdecken. Durch und durch neu im Konzept sind dagegen zwei Stummfilmkonzerte mit den Murnau-Klassikern "Nosferatu" und "Der letzte Mann". Die improvisierte Tonspur dazu liefert kein Orchester, sondern der Pianist Stefan Graf von Bothmer.

Freunde kleiner Besetzungen kommen traditionell in der Konzertreihe der "Hamburgischen Vereinigung für Freunde der Kammermusik" zu ihrem Recht. Dort haben sich unter anderem Instanzen wie das Emerson String Quartet, das Guarneri Trio oder das Faure Quartett angemeldet.