Ein besinnliches Fest? Ha! Wilder Exzess bei Bonaparte in der Großen Freiheit 36

Hamburg. So ein Discokugelhelm hat schon was. Man kann damit jeden noch so drögen Raum in das nächste Studio 54 verwandeln und steht immer im Zentrum des Geschehens. Das Sonnensystem kreist um das Tanzgestirn.

Leider war das Berliner Elektro-Rock-Ensemble schneller. Das hat schon einen Discokugelhelm. Und Pferdekostüme, Nonnentrachten, Krankenschwester-Kittel sowie Rokokokostüme, aus denen Elton John schon rausgewachsen ist. Dementsprechend kreist beim Konzert am Mittwoch in der nicht ganz ausverkauften Großen Freiheit 36 alles um die vielleicht hedonistischste Band des Landes.

Den Größenwahn des kleinen Korsen Napoleon Bonaparte und die Dekadenz des Sonnenkönigs Ludwig XIV. transportieren Alleinherrscher Tobias "L'Etat C'Est Moi" Jundt und seine tanzenden und musizierenden Untertanen in einen Berliner Absinth-Rausch aus pompösen Beats, bombastischen Grooves und Choreografien mit dem absolutistischen Anspruch auf Anspruchslosigkeit. Ein hübsches, kleines Nichts, was die Damen und Herren da teilweise beinahe anhaben.

Dabei würde die zweistündige Show von Bonaparte vielleicht auch ohne den wilden Exzess aus Rock-Burlesque, rhythmischer Sportgymnastik und fliegenden Kostümwechseln - acht Unterhosen scheinen übereinander zu passen - gut unterhalten, so eingängig und mitreißend sind Lieder wie "Do You Want To Party?", "Anti Anti", "My Horse Likes You" und "Computer In Love". Aber bei Bonaparte ist mehr mehr. Ein Husarenritt auf dem Steckenpferd über alle Limits. Hü!