Ballett ist international, auch die Tänzer in John Neumeiers Compagnie kommen von allen Kontinenten. Da ist Lennart Radtke als Deutscher eigentlich der Exot. Vor drei Jahren wurde der 21-Jährige als Gruppentänzer engagiert. Bei den "Jungen Choreografen" im Schauspielhaus tanzt er nicht nur in den Kreationen seiner Kollegen, sondern auch in der eigenen. Jetzt hat Radtke seine erste Choreografie entworfen - zu George Gershwins "Rhapsody in Blue". Es ist eine Hommage für New York City.

Schließlich ist der Sohn eines Schiffsmaklers weit herumgekommen, Elmshorn ist für den in London geborenen dunkelblonden jungen Mann nur eine von vielen Lebensstationen. Er wuchs auf der Isle of Man und in der Nähe von Windsor auf. Mit dem Tanz begann er bereits in der Grundschule. Schon als Siebenjähriger besuchte er die Londoner Royal Ballet School, im Alter von elf Jahren kam er an die Ballettschule John Neumeier.

Jungenhaft-lässig überspielt Radtke Schüchternheit, sein offenes Lachen über verschränkten Armen entwaffnet. "Meine Heimat ist eigentlich England", sagt er. "Niemand glaubt es, aber ich vermisse das Essen, das Fernsehen, die Leute und die Pubs." Seine beste Freundin im Ballett ist eine Britin. "Das ist für mich wie zu Hause." War er denn schon in New York? "Ja, mit zweieinhalb Jahren auf Mamas Arm." Früh übt sich der tanzende Weltbürger.