Während der Dokumentarfilmwoche Hamburg laufen in fünf Tagen 46 sehenswerte Beiträge - von Politdokumentationen bis zum Musikfilm

B-Movie. Was wäre das Kino ohne Dokumentarfilme? Sie machen Dinge sichtbar. Sie bilden Wirklichkeit ab und erweitern unseren Erfahrungshorizont, sie decken Hintergründe auf und hinterfragen Sehgewohnheiten. Sie sind mal unterhaltsam, mal aufschlussreich, im Idealfall sogar beides. Trotzdem haben es Dokumentarfilme, sieht man einmal von "Nomaden der Lüfte" oder "Die Reise der Pinguine" ab, nach wie vor schwer im deutschen Kino, die meisten werden im Fernsehen gezeigt, oft nur in einer Länge von 45 Minuten. So kommt es spezialisierten Filmfesten zu, über die neuesten Trends zu informieren. Wie zum Beispiel die Dokumentarfilmwoche Hamburg, die nun zum achten Mal stattfindet. Verteilt auf die Kinos Metropolis, 3001, B-Movie und Lichtmess laufen in fünf Tagen 46 Beiträge, von der Politdokumentation bis zum Musikfilm.

Der Name ist Programm: "direkt" heißt der Wettbewerb, und "direkt" sollen die fünf Filme sein, die sich, so die Veranstalter, "auf kreative Weise gesellschaftlich relevanten Themen widmen". Angesichts der Katastrophe in Fukushima ist Volker Sattlers Film "Unter Kontrolle" brandaktuell. Sattler hat sich Kernkraftwerke in Deutschland und Österreich angeschaut und beschreibt die tägliche Routine der Überwachung: Sensoren, Alarmanlagen, automatisches Abschalten, Reinigung der Kleidung. Die Kamera blickt geduldig und genau hin, nichts scheint ihr zu entgehen. Zwischendurch kommen Kritiker, Befürworter und Experten zu Wort. Doch eigenartigerweise wirken ihre Erklärungen gar nicht beruhigend. Zu undurchsichtig sind die technischen Vorgänge, zu furchteinflößend die riesigen Gebäude mit ihren runden Kuppeln. Was ist das für eine Technik, in der so viel kontrolliert werden muss? Mit mulmigem Gefühl verlässt man das Kino.

Ganz anders der nur 37-minütige Film "Führung" von René Frölke. Peter Sloterdijk, Philosoph und Rektor der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, hatte 2008 den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler zu einem Rundgang durch die Flure der HfG eingeladen. Ihre Gespräche drehen sich um Kunst und Politik und wie beides miteinander zusammenhängt. Da wird gefachsimpelt und geklönschnackt, und manchmal versteht der eine den anderen nicht. Welch schöne Erkenntnis: Auch gebildete Menschen sind trotz selbstbewusst vorgetragener Eloquenz vor Missverständnissen nicht gefeit.

In der Sektion "Unerhört!" zeigt das Festival sieben Musikfilme, von denen einer sogar einen deutschen Kinostart hat: "Benda Bilili". Der Film porträtiert die afrikanische Band Staff Benda Bilili, die auf den Straßen von Kinshasa Musik macht. Vier der Musiker sitzen wegen Kinderlähmung in Rollstühlen, die sie aus Fahrrädern gefertigt haben, nachts schlafen sie auf Kartons. Ihr Lebenswille ist ungebrochen, sie wollen Musik machen - trotz vieler Rückschläge. Und sie werden belohnt. Drei Jahre später gibt Staff Benda Bilili umjubelte Konzerte in Europa. Eine faszinierende Dokumentation voller leidenschaftlicher Musik.

8. Dokumentarfilmwoche Hamburg, 6. April bis 10. April, in den Kinos Metropolis, 3001, B-Movie, Lichtmess, Programm und weitere Infos zu Filmen, Gästen, Diskussionen und Veranstaltungen: www.dokfilmwoche.com