Lykke Li und Eric Berglund machen märchenhafte Musik und haben viele Songideen. Am 4.4. spielt Lykke in der ausverkauften Freiheit.

Schweden ist ein Pop-Land, in dem die Quelle, aus der bemerkenswerte Künstler sprudeln, nie zu versiegen scheint. Man höre etwa die 25-jährige Stockholmer Sängerin Lykke Li Timotej Zachrisson, die soeben ihr hervorragendes zweites Album "Wounded Rhymes" veröffentlicht hat. Lykke Li gibt mit diesem Album eine tolle Arbeitsprobe ab, sie definiert eindrucksvoll, wie zeitgenössischer Pop klingen kann.

Mit einem Sound, der zwischen fett produzierten Stücken und intimeren Songs changiert, biedert sich Lykke Li nicht zu sehr dem von Lady Gaga und Amy Winehouse dominierten Zeitgeist an. Ihre Kompositionen sind trotzdem eingängig, und ihre Stimme ist stark genug, um im weitesten Sinne als Soul-Stimme durchzugehen. Was ein Label ist, das sich der Musiker Eric Berglund eher nicht anheften kann. Der Göteborger Berglund ist als Teil des Elektropop-Duos The Tough Alliance mehr oder minder bekannt und wandelt seit einiger Zeit auf Solopfaden mit dem Projekt namens ceo. Das ceo-Debütalbum "White Magic" wurde im vergangenen Herbst bereits in Schweden und Amerika veröffentlicht, nun ist es auch in Deutschland zu haben. Es ist ein stilistisch vielseitiges Werk, auf dem kleine Kammerpopstücke und Balladen genauso Platz finden wie Techno- oder Clubsounds. Da weiß einer, dass er seine popkulturelle Energie mitnichten in einer Songidee bündeln muss, er gönnt sich ganz einfach ganz viele.

Zurück zu Lykke Li. Die Stockholmerin kam schon als Kind viel herum in der Welt. Der Grund für die Mobilität der Eltern klingt auch vor dem Hintergrund der Japan-Katastrophe ziemlich radikal - oder weise. Die Künstlereltern des Mädchens flohen 1986 vor der Tschernobyl-Wolke nach Portugal, Neuseeland, Indien, Nepal und Marokko. Später lebte die Schwedin in New York, sie hat die Welt gesehen.

In Amerika ließ sie sich auch mal bei einem Sing-Wettbewerb von der Bühne buhen. Abschrecken konnte sie das nicht. Sie wurde trotzdem Musikerin. 2007 kam ihr Debütalbum "Youth Novels" auf den Markt. Es zeigte sie eher von ihrer schüchternen Seite.

Auf "Wounded Rhymes" ist nun manches anders. In erster Linie melodisch sind nur noch manche ihrer Songs. Andere, wie das großartig treibende "Get Some" (toller Videoclip auch), bauen auf den Rhythmus. "Wounded Rhymes" ist düster bisweilen, aber die Grundannahme der Künstlerin lässt keinen Zweifel daran, was sie zu ihrer Musik inspiriert: "Sadness Is A Blessing", singt sie in dem Song mit diesem Titel. Die Entdeckung auf dieser zweiten Lykke-Li-Platte ist ihre Stimme. Sie trägt sowohl die Balladen als auch die Uptempo-Stücke.

Eric Berglund hat keine besondere Stimme. Sie reicht gerade mal zum soliden Gesang eines Indie-Sängers. Das macht den Reiz aus bei den Pop-Künstlern, die neben dem Mainstream auf verschlungenen Wegen die Popseligkeit suchen. Berglund ist ein Prachtexemplar des (halbwegs) anarchischen Selfmademan, der zuckersüße Instant-Hits ("Oh God, Oh Dear") so locker aus dem Ärmel schüttelt wie Disco-Stücke mit enormer visueller Facette. "Love And Do What You Will" ist wie ein Ritt durch den Zauberwald. Auf einem Schimmel. Ohne dass man dies genauer erklären könnte, klingt Berglund mit seinem ceo auf richtig coole Weise kitschig. Das abschließende Stück von "White Magic" heißt "Den Blomstertid Nu Kommer". Ein schwedischer Titel, dessen Text auch auf Schwedisch gesungen wird. Keine Ahnung, was er bedeutet.

Aber er klingt so schön und märchenhaft, dass man das auch gar nicht wissen will. Dass Berglund durchaus ein Mann mit Faible fürs Geheime und Verschwörerische ist, davon zeugt ein Song mit dem Titel "Illuminata". "Manic scheming/heavy dreaming" singt Berglund vor Streichern in Moll. Weniger geheimbündlerisch und albtraumhaft ist die Single "Come With Me", die mit seichtem Beat und vielen Sound-Snippets aufs Publikum zielt.

Lykke Li: Wounded Rhymes (Warner)

ceo: White Magic (Roughtrade)

Lykke Li spielt am 4.4. in der Großen Freiheit 36 (ausverkauft)