In der Galerie der Woche Magnus P. Gerdsen zeigt der Maler Bruno Kurz den Raum hinter dem Horizont

Galerie Gerdsen. Udo Lindenberg hat mal behauptet, dass es hinter dem Horizont weitergehe. Aber wie geht das bei dieser imaginären Grenze? Denn mit jedem Schritt, mit dem man ihm näher kommt, verlagert der Horizont sich bekanntlich einen Schritt nach hinten. Sehr trickreich, der Gute. Lockt einen erst in die Tiefe, um sich dann als Fata Morgana zu erweisen. Wie gut, dass es für solche Fälle die bildende Kunst gibt. Hier kann man ganz nahe an den Horizont treten und nichts geht weiter. Der ist einfach da und scheidet Himmel und Erde, Wasser und Luft, Farboberfläche von Farboberfläche.

Kurz' Oberflächen flirren und irisieren, glänzen und schimmern

Klare Verhältnisse also wie bei Bruno Kurz, der zurzeit in der Galerie Magnus Gerdsen seine Horizontbilder ausstellt, polychrome Gemälde mit Streifen in der Waagrechten. Dass der in Baden ansässige Künstler auch anders kann, bewies er mit früheren Ausstellungen. In dieser Schau ist aber alles auf den Horizont ausgerichtet. Sowie auf ein weiteres Phänomen, in das Kurz sein Spiel mit den Horizonten einbettet: das Licht. Kurz' Oberflächen flirren und irisieren, glänzen und schimmern. Je nach Blickwinkel und Lichtquelle kann sich da schon mal die Farbe der aufgetragenen Streifen ändern. Das eine oder andere Bild lässt sogar tief blicken, durch eine semitransparente Seide ins Geviert des Rahmens, sodass des Lindenbergs Weisheit vom Raum jenseits des Horizonts dann doch wieder zutrifft.

Bei Kurz verräumlicht sich aber mehr die Farbe, die er nach allen Regeln der Kunst verwendet. Auf Holz, Papier, Leinwand oder Alu wird gedruckt, gemalt, die Oberfläche narbig, stumpf oder changierend gehalten, hin und wieder auch mit glänzendem Kunstharz hightech-versiegelt. Das schafft sich stets verändernde Farbräume, Oberflächen und Tiefenwirkungen, farbige Klangteppiche mehr in Moll als in Dur. "Panta rhei", könnte man sagen, alles fließt, und zwar ineinander, ohne zu zerfließen. Denn trotz des Farbverlaufs bleiben die Horizontlinien voneinander geschieden, kontrastieren einander, um die dominante Farbe noch mehr hervorzuheben.

Zwar ist Kurz' Spiel mit Licht und Farbe nicht so übermannend wie jene monochromen Real-Räume eines James Turrell. Aber auch der Künstler versteht seine stets quadratischen Horizontbilder als grenzenlose Ausschnitte aus größeren Räumen, gleichsam als Pars-pro-toto-Bilder von unendlichen Landschaften. Sie gleichen atmosphärischen Appetizern fürs Meditieren und, wer weiß das schon so genau, vielleicht auch fürs Komponieren.

Galerie Magnus P. Gerdsen zeigt "Farbpassagen" von Bruno Kurz, bis 6.5., Di-Fr 11.00-18.30, Sa 11.00-14.00, Mittelweg 152 (Bus 109), T. 27 73 89; www.galerie-gerdsen.de , www.brunokurz.com