Tim Hetheringtons Oscar-nominierter Dokumentarfilm “Restrepo“ erlebt heute im Abaton seine Deutschland-Premiere

Abaton. "Wechselspiel. Film-Foto-Film" heißt das Thema der noch bis Mittwoch laufenden Triennale der Photographie. Das Filmprogramm, das in den Kinos Metropolis, Abaton, 3001, Alabama und B-Movie läuft, befasst sich mit Filmen von und über Fotografen und Spielfilmen über Fotografie. Unter anderem sind Wim Wenders, der indische Regisseur Dilip Mehta, der Fotojournalist Alberto Venzago und die Filmemacherin Elfi Mikesch nach Hamburg gekommen, um ihre Filme zu zeigen.

Gern hätten die Programmmacher auch Gäste zu "Restrepo" gehabt, doch der Zeitplan von Regisseur Tim Hetherington und von Autor Sebastian Junger ließen eine Reise nach Hamburg nicht zu. Ihr Oscar-nominierter Dokumentarfilm "Restrepo" erlebt heute im Abaton seine Deutschland-Premiere.

Restrepo ist ein nach dem gefallenen amerikanischen Soldaten Juan Restrepo benannter Außenposten der US-Armee im afghanischen Korengal-Tal, einer Hochburg der Taliban und von al-Qaida. 15 Monate lang haben Hetherington und Junger (unter anderem Autor von "Der Sturm") eine 15 Mann starke Einheit der 173. US-Luftlandebrigade an "diesem gefährlichsten Platz der Erde", so CNN, begleitet. Die Aufgabe der von Captain Dan Kearney geführten Einheit ist es, einen Außenposten in diesem Tal zu errichten, durch das immer wieder Taliban-Krieger ziehen. Die Vegetation hier ist karg, die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, nachts ist es bitterkalt, Menschen leben hier nur wenige. Aber das Korengal-Tal ist von großer strategischer Bedeutung.

Immer wieder werden die Soldaten in diesem Teil im Osten Afghanistans aus dem Hinterhalt angegriffen, manchmal fünfmal an einem Tag. Sie feuern zurück, doch der Feind bekommt in "Restrepo" kein Gesicht. Niemals ist ein Taliban zu sehen. Doch Hetherington ist dabei, wenn Kearney einmal in der Woche ein Meeting mit älteren Dorfbewohnern hat. Als Befreier oder als Schutz werden die Soldaten nicht angesehen, sie bleiben Fremde.

Hetherington und Junger kommentieren diesen Krieg in dieser beeindruckenden, unter großen Risiken gedrehten Dokumentation nicht, sie lassen auch keinen General oder keine Politiker zu Wort kommen, die erklären würden, warum US-Soldaten in diesem Niemandsland eingesetzt werden und ihr Leben aufs Spiel setzen. Doch je länger man den Soldaten bei ihren Aufgaben und ihren Gefechten gegen einen unsichtbaren Gegner zusieht, desto größer wird das Fragezeichen, was westliche Soldaten hier verloren haben. Die Beteiligten können es selbst kaum beantworten. Aber sie können über ihre Ängste und ihre Traumata sprechen, die sie in Afghanistan erlitten haben und mit denen sie in Zukunft zu Hause klarkommen müssen.

Im April 2010 hat die US-Armee das Tal und den Stützpunkt aufgegeben. Mehr als 40 Soldaten haben dort ihr Leben verloren.

"Restrepo": Mo 4.4., 19.00, Di 5.4., 22.30, Mi 6.4., 17.00, Abaton (MetroBus 4, 5), Allende-Platz 3, T. 41 32 03 20; www.restrepothemovie.com