Elke Heidenreich und Tom Krausz stellen heute ihr Buch über den walisischen Lyriker Dylan Thomas vor

Buchhandlung Heymann. Die Legenden ranken sich um den walisischen Dichter Dylan Thomas, sie sprießen so zahlreich, wie es seine vielen Gedichte einst taten. Der große Lyriker ist in vielen Büchern gewürdigt worden, von Biografen und Literaturwissenschaftlern. Sie rühmten seine sprachliche Kraft und seinen poetischen Zugang zur Welt. Außerdem erzählten sie die Geschichten weiter, die sich um den im Alter von nur 39 Jahren gestorbenen Künstler drehten. Er starb 1953, die Amerikaner hatten ihn gerade entdeckt, in New York City. Nun zeigen Elke Heidenreich und der Fotograf Tom Krausz in einem Buch ihren Dylan Thomas.

Dieser wurde in Swansea geboren, einer Seestadt von herber Schönheit. Von den Bildern, die ihm seine walisische Heimat lieferte, zehrte der von Bob Dylan und John Lennon bewunderte Dichter während seines kurzen Lebens. Sein bekanntestes Werk war kein Gedicht, es war das Prosawerk "Under Milk Wood", das Erich Fried später ins Deutsche übersetzte: "Unter dem Milchwald".

Dylan Thomas bekannte mal, dass ihm der Klang von Wörtern wichtiger sei als die Bedeutung des Geschriebenen - und das war es dann wohl, was seinem Werk, ob in gebundener oder ungebundener Sprache, den lyrischen Ton gab und einen Wirbel von Assoziationen verursachte. Die Wörter faszinierten Dylan Thomas von Kindheit an, "sie brachen über mich herein", erklärte das Dichtergenie.

Der klein gewachsene Mann war ein Frauentyp, dessen Ehe mit Caitlin Thomas eine Drunk Story war: Denn ebenso sehr wie die Frauen liebte der Waliser Nikotin und Alkohol und schrieb selbst über Bier poetisch: "Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, den Schaum im Mundwinkel." Seine Begründung, warum er bis zur Besinnungslosigkeit trank und zum Leidwesen seiner Familie (er hatte drei Kinder) keinen Abend zu Hause verbrachte, war so einleuchtend wie prägnant: "Ich trinke, weil es jedes Mal anders ist."

Ein Sprachästhet und wüster Trinker, außerdem ein Menschenfreund und ein Liebhaber der Frauen: Das ist die Formel, auf die man Dylan Thomas bringen kann, den Elke Heidenreich in ihrem in bewundernder Diktion verfassten Text-Bild-Band den "weltberühmten großen Unbekannten" nennt.

Weil trotz aller Legenden und Dylan-Thomas-Folklore in seiner walisischen Heimat (Fotos in den Kneipen, die er besuchte) eben doch nicht jeder weiß, dass von 1914 bis 1953 ein großer Dichter wirkte, der sein Leben lang zerzaust und abgebrannt war. Er starb nach mehreren durchzechten Nächten und fünf Tagen im Koma. Das Herzstück des Buchs ist der große Bildapparat, den der Hamburger Fotograf Tom Krausz besorgt hat: eine fotografische Biografie des Dichters. Aufnahmen zumeist in Schwarz-Weiß, die die Herkunftswelt Thomas' zeigen: In Wales sind seine Gedichte geboren.

Dylan Thomas - ein weltberühmter Unbekannter: Lesung 4.4., 20.30, Buchhandlung Heymann (U Kellinghusenstraße), Eppendorfer Landstraße 77. Eintritt 13 Euro

Dylan Thomas: Waliser. Dichter. Trinker. Knesebeck, 159 S., 29,95 Euro