Das Theater-Solo “Ich bin ein guter Mensch“ ist amüsant, könnte aber profilierter sein

Hamburg. Bruder Paul ist ein bekehrter Säufer, Jean-Pierre Dupont ein verkappter Komiker. Im Solo-Abend "Ich bin ein guter Mensch" spielt Lukas Holzhausen zwei Gutmenschen, die er in Hotels erlebt haben will. Einen nordamerikanischen Prediger und einen französischen Provinzclown. Der eine ist besorgt um die Errettung der Seele, der andere um jene des Körpers. Der amüsante Abend spielt folgerichtig im Hotel - eine Kooperation von Schauspielhaus, Maritim-Hotel Reichshof und Produktionsteam Meyer&Kowski.

Eiszapfen-Lüster schießen grelle Blitze in die Spiegel des Salons Bellevue. Der Redner hinter der dicken roten Bibel auf dem Tisch droht mit Gottes Wort und rachsüchtigem Zorn. Er legt nach mit der rührseligen Beichte seiner Wandlung vom Schnaps-Saulus zum Prediger-Paulus. Beim heiklen Balanceakt zwischen Charakterstudie und Karikatur zeichnet Holzhausen den Heuchler im Biedermann. Er könnte aber als fundamentalistischer Agitator etwas mehr Mut zu Rhetorik zeigen und auch den bornierten Fanatismus eines sendungsbewussten "Christen" intensiver herauskehren. Nach der Pause folgt dann die heitere Komikernummer.

Der angeblich für seinen Bruder eingesprungene Hilfssanitäter erweist sich als recht hilflos beim Improvisieren des Crashkurses mit Gute-Laune-Programm. Der Retter in Panik wird selbst zum Notfall, zerrt aus dem Koffer eine Puppe, ohrfeigt sie, um Bewusstlosigkeit oder Tod festzustellen ("Atemnot macht Leute tot"). Er demonstriert die "Reanimation" in Slow Motion und auch die lebenswichtige Seitenlage - nicht ohne dabei zotige Witze zu reißen.

Holzhausen, nun mit Kräuselperücke und französischem Temperament ganz bei der Sache, geht mehr aus sich heraus und die folgsam im Kreis um ihn stehenden Zuschauer auch direkter an. Der sich als Retter ausgebende Protagonist, ein ulkiges Spiegelbild von Bruder Paul, will sich wie dieser am eigenen Schopf aus kritischer Lage ziehen.

Marc von Henning und Susanne Reifenrath setzen zwar die beiden Typen klar gegeneinander ab, hätten aber die unterschiedlichen Spielebenen - Improvisation, Pannen, persönliche Einwürfe und Situation - mehr betonen können, um an den Widersprüchen noch mehr Witz zu entzünden.

Holzhausen und dem Regieduo gelingt es jedoch, mit viel Ironie eines zu enthüllen: Der Eifer, Gutes zu tun, entspringt eigennützigen Motiven und richtet oft mehr Unheil an, als dass er wirklich zu helfen vermag.

Ich bin kein guter Mensch: 7., 16.4., 14., 16., 21., 22. u. 30.5., 20.00, Salon Bellevue, Hotel Reichshof, Karten: T. 24 87 13; www.schauspielhaus.de