Der “Tatort“ aus Berlin verdeutlicht, warum man besser nicht krank werden sollte

"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!", heißt es in Goethes Gedicht "Das Göttliche", auf das sich der Titel dieser "Tatort"-Folge aus Berlin bezieht. Dass statt Nächstenliebe Gesundheit empfohlen wird, hat seinen Grund: Das Drehbuch von Dinah Marte Golch (Grimme-Preis für den "Tatort" "Nie wieder frei sein") beschreibt eine Welt, in der man besser nicht krank werden sollte. Wie so oft ist der Krimi also ein Vorwand, um auf einen gesellschaftlichen Missstand hinzuweisen; in diesem Fall das Gesundheitssystem. Wie so oft tritt die Spannung allzu sehr in den Hintergrund, weil das komplexe Thema viel Raum beansprucht. Wenn man trotzdem gefesselt ist, dann vor allem wegen der emotionalen Momente. Das gilt naturgemäß gerade für Szenen mit einem Mädchen, das an der Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose leidet.

Es dauert eine Weile, bis die Geschichte auf den Punkt kommt: Der idealistische Internist Schmuckler, vom großen Bühnenschauspieler Dieter Mann sehr würdevoll als Arzt alter Schule verkörpert, ist kein Halbgott in Weiß, sondern der Robin Hood seiner Zunft. Damit er seine Patienten mit Medizin versorgen kann, deren Kosten die gesetzlichen Krankenkassen nicht übernehmen würden, fallen die Rechnungen für die Privatpatienten etwas teurer aus. Eine junge Kollegin, neues Mitglied der Gemeinschaftspraxis, hat diesen sehr menschlichen, aber dennoch hochgradig illegalen Schwindel entdeckt. Als sie erschlagen aufgefunden wird, ist nicht nur Schmuckler äußerst mordverdächtig; es ist nicht zu übersehen, dass die Atmosphäre in der Gemeinschaftspraxis vergiftet ist.

Sehenswert sind die Darsteller, eine Leistung des Regisseurs Florian Froschmayer. Zum Beispiel Christina Große als Tochter des alten Mannes, der nach falscher Medikamentierung starb, und die zwischen Zorn und Trauer schwankt. Und spätestens, wenn Schmuckler einer alten Frau eröffnen muss, er könne sie erst nach Quartalsende von ihren Schmerzen befreien, weil die Kasse vorher nicht zahlen werde, wird deutlich, wo die Sympathien des Films liegen.

Tatort So 3.4., ARD 20.15 Uhr