Moritz Krämer verarbeitet die Erfahrungen anderer zu großartigem Songwriter-Pop

Knust. Wenn er nicht so verdammt gut wäre, Moritz Krämer würde gar nicht weiter auffallen zwischen all den anderen Jungs und Mädels mit Gitarre und eigenen Texten. Zum Glück bringt der Berliner Singer/Songwriter dieses Quäntchen mehr mit, um aus der Masse herauszustechen. Nicht mit Äußerlichkeiten, sondern mit den wichtigen Dingen: seiner Stimme, seinen Texten, seiner Musik.

Sein Timbre ist weich, aber mit einer Kratzigkeit im Hintergrund, die vom Leben und Erleben spricht; die Hauptstadtherkunft klingt stets leise mit. Krämer jammert, liebt und hasst. Und freuen kann er sich auch: Nicht zuletzt darüber, dass der ganze Strudel der Emotionen zumindest zum Teil geborgt ist. Längst nicht alles, worüber er singt, hat er auch selbst erlitten.

Denn Krämer verleiht lieber Figuren eine Stimme, statt bloß den eigenen Hirnverwicklungen nachzuspüren. Und das macht er so gekonnt, dass man sich nicht darüber wundert, wenn er ein Lied vom letzten Thunfisch singt, von einem Gaffer auf seinem Balkon erzählt, vom Schwangersein und von der eigenen Beerdigung.

Krämer ist ein Pop-Chronist der Zwischentöne, der verpassten Chancen und Wünsche, des Mit- und Gegeneinanders. Und schafft es dabei, die leise Melancholie nicht in kitschigen Weltschmerz abgleiten zu lassen.

Moritz Krämer So 3.4., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 11,70 im Vvk.; www.moritzkraemer.de