Dass Marian Gold und sein Synthie-Ensemble Alphaville in den 80ern hängen geblieben sind, ist verständlich. Aber besser klingen sollte es schon.

Hamburg. 125 Minuten Schmerz. Nein, die Rede ist nicht von einem Besuch beim Tätowierer, sondern vom Alphaville-Konzert im Gruenspan. Mehr als zwei Stunden lang fasst man sich abwechselnd ungläubig an den Kopf und ängstlich an die Ohren: Haben sie schon angefangen zu bluten?

Denn Frontmann Marian Gold und seiner in uniformartige Bühnenkostüme gezwängten Band ist augen- und vor allem ohrenscheinlich noch nicht aufgefallen, dass die 80er-Jahre vergangen sind, vorbei, passé, zu Ende. Falls es ihnen doch jemand gesteckt haben sollte, ziehen sie es vor, diese Tatsache zu ignorieren. Alles klingt nach Schulterpolstern, Steghosen und Fönfrisuren. Ganz egal, ob es vom 2010er-Album "Catching Rays On Giant" oder von den älteren Scheiben stammt.

Zugegeben, Synthiepop allein rechtfertigt keine Schimpftirade. Ist ja schließlich Geschmackssache. Obwohl sich vermutlich sogar DJ Bobo für Titel wie "Call Me" oder den sehr passend betitelten "Song For No One (But Myself)" schämen würde. Auch über die Bühnenkonstruktion aus drehbaren Zeltplanen und einem per Malerleiter erreichbaren Schlagzeugpodest in mehreren Meter Höhe kann man sich streiten. Muss es aber nicht. Sogar das zwangsjuvenile Herumgehopse von Gold, das er vermutlich vor mehr als einem Vierteljahrhundert einstudiert hat, lässt sich mit viel Wohlwollen als Ausdruck ungezügelter Spielfreude interpretieren.

Aber dass es ein "Künstler" wagt, 760 Fans Geld für einen Auftritt abzuknöpfen, bei dem vom Opener "End Of The World" über das um zwei Halbtöne heruntertransponierte "Forever Young" bis zum desaströsen "Dance With Me"-Akustikfinale schmerzhaft klar wird, dass aus Gold stimmlich Blech geworden ist, dass er kaum noch eine Note geradeaus singen kann:

Das ist eine Frechheit.