Bezahlbare Kunst trifft auf Meditation - die Hamburgerin Gunda Cassée eröffnet die SchanZEN-Lounge und den Pop-Shop

Hamburg. Gunda Cassée ist eine Macherin. Mit Ende 60 eröffnet die Modedesignerin und Künstlerin gerade eine neue Galerie mit eigener Kunst im Hinterhof der Susannenstraße und schafft sich selbstbewusst Raum in der so widersprüchlichen wie vielfältigen Szene des Schanzenviertels. Ihre Termine koordiniert sie mit ihrem iPhone. Der Pop-Shop verkauft bezahlbare Kunst, sogenannte Cheap Art, und ist Teil ihres neuen Kunst- und Meditationstreffpunkts SchanZEN-Lounge.

Schon zu ihrer Zeit an der Hamburger Kunsthochschule interessierte sie besonders Pop- und Alltagskunst. Heute widmet sich Cassée vor allem assoziativen Motiven zu Musikern. Damit verweist der Galerie-Name, der sich in erster Linie natürlich auf Keith Harings berühmten Cheap-Art-"Pop-Shop" aus den 80ern in New York bezieht, auch auf den Pop in Cassées lebhaften Bildern: Übermalte Fotos von den Stars Bob Dylan, PJ Harvey, Roxy Music und den Beatles finden sich an den Wänden des Pop-Shops. Collagen auf Holz, versehen mit markanten Textzeilen, die Lebensweisheiten gleichen und direkt aus ihrem Plattenregal kommen. "Ich habe 1500 Schallplatten, die ganze Palette, auch alte Hippie-Sachen", sagt sie. Und das glaubt man ihr. Mit ihrer schweren Lederjacke, dem orangefarbenen Tuch in den Haaren und den endlos schelmischen Augen wirkt Cassée, als könne sie sich noch immer für dröhnende Gitarren und die Faszination des rebellierenden Künstlers begeistern und von ihnen inspirieren lassen.

"Malerisch bin ich nicht besonders begabt", gibt sie mit einem Lächeln zu, "aber ich bin sehr kreativ. Ich habe Bilder aus der Cheap-Art-Szene gesehen und konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Die waren so locker und witzig und man konnte alles falsch machen. Da habe ich wieder angefangen zu malen." Auch ihre Bilder leben von Regelfreiheit und stellen sich gegen verbissenen Ernst und vorgetäuschte Bedeutung. Viel lieber erinnert sich Cassée an die Zeit, als die Leute noch mit dem Fahrrad in die Galerien kamen, mit einem Haufen neuer Bilder auf dem Gepäckträger. Alles nicht so wichtig nehmen. "Ich will Spaß haben" sagt die Künstlerin, "und keine 100-m²-Installation machen. Bei mir ist es easy, irgendwie."

Vor ziemlich genau 35 Jahren war Gunda Cassée schon einmal mit einem großen Artikel im Hamburger Abendblatt. Damals entwarf die Modedesignerin Lederjacken von solchem Chic, dass es sich selbst in der Modehauptstadt Paris herumsprach und die Jacken noch heute im Internet für mehrere Hundert Euro gehandelt werden. In ihrer Mode versuchte sie in den 70ern "immer neue Aspekte zu setzen".

In der damaligen Rubrik "Frauen, die ihren Mann stehen" wurde Cassée als patente Geschäftsfrau präsentiert, die sich mit Anfang 30 in der Männerdomäne Mode behauptet und mit vielfältigen Geschäftsmodellen dem Zeitgeist vorausstürmt. "Dem Modetrend immer eine Nasenlänge voraus" lautete die Überschrift der Wochenendausgabe vom 3./4. April 1976.

Nachdem Cassée mit ihren diversen Projekten und Geschäften viele Erfolge feierte, hatte sie die Nase voll von der westlichen Gesellschaft, von Leistungsdruck, Scheuklappen und Konkurrenz und erlernte in Indien Meditationstechniken. "Das hat aber nichts mit Esoterik und Engelkram zu tun", stellt Cassée klar, es gehe vielmehr darum, seine Kreativität in der Stille zu entdecken und zu entspannen.

Auch in der SchanZEN-Lounge soll alles "easy" sein. Die dort angebotenen Yoga- und Qi-Gong-Kurse sowie Meditationsprogramme orientieren sich an der Einfachheit und Anwendbarkeit im Alltag - etwa die Lachmeditation zur Mittagspause, die dem stressigen "Gedankengewitter" des Alltags zu entfliehen hilft.

SchanZEN-Lounge, Pop-Shop (S/U Sternschanze), Susannenstraße 21a (Hof), Eintritt frei; Internet: www.schanzen-lounge.de