In dem aufgesexten Fantasy-Spektakel “Sucker Punch“ ist die Fantasie mit Regisseur Zack Snyder durchgegangen

Filmkritiker sind auch nur Männer, und so konnte man die überlebensgroßen Plakate, die seit Wochen von Zack Snyders neuem Film "Sucker Punch" (übersetzt etwa: überraschender Faustschlag) künden, nicht übersehen: Fünf schöne, rassige Nymphen in Fetischklamotten, von der japanischen Schuluniform über geschnürte Dominastiefel bis zum Armee-Käppi, dazu bis an die Zähne bewaffnet mit Messern, Schwertern, Maschinenpistolen und sonstigem Getöse. Das wehrhafte Amazonen-Quintett ist ein wahrer Blickfang und verspricht obendrein Gefahr und Angstlust. Männer, nehmt euch in Acht!

Ganz so einfach macht es Zack Snyder, seit "Watchmen" und "300" als aufregendster Filmemacher der Gegenwart gefeiert, dem Zuschauer nicht. Nach seinem eigenen Drehbuch etabliert er gleich drei Welten oder, um genau zu sein, drei Bewusstseinsebenen. In der ersten Welt, die der Realität am nächsten kommt, wird Babydoll (Emily Browning) nach dem Tod ihrer Mutter ins Lennox House überstellt, eine bedrohliche und heruntergekomme, zudem hermetisch abgeriegelte Nervenklinik. Besser, sie flüchtet bald, denn in fünf Tagen soll ihr eine Lobotomie, eine neurochirurgische Operation, die zu Persönlichkeitsänderungen führt, verpasst werden.

Bis dahin erfindet Babydoll ihre eigene Welt: einen Edelpuff, wo sie zusammen mit anderen Mädchen (dargestellt von Abbie Cornish, Jena Malone, Vanessa Hudgens und Jamie Chung) vor einer Ansammlung geiler, grotesk entstellter Männer, die George Grosz gezeichnet haben könnte, tanzen muss. Während Babydoll auftritt, findet sie sich in verrückten Videogame-Missionen wieder. Die Gegner: Samurai-Riesen, Nazi-Zombies, feuerspeiende Drachen und mechanische Godzillas. Es sind Träume von Zerstörung, Triumph und - Freiheit.

Snyders Erfindungsreichtum und Einbildungskraft scheinen keine Grenzen zu kennen. Die Bilder von zerstörten Landschaften und futuristischen, Metropolis-ähnlichen Städten, sämtlich im Computer generiert, sind ebenso aufregend wie erstaunlich.

Und doch verleihen sie dem Film eine apokalyptische Atmosphäre, in der die sexy Ladys seltsam deplatziert wirken. Snyder reiht eine aufgedonnerte Actionsequenz an die andere, jede noch länger und übertriebener als die vorangegangene. Langweilig ist das alles nicht. Doch diesmal ist die Fantasie mit Zack Snyder durchgegangen.

Bewertung: belanglos

Sucker Punch USA 2010, 109 Min., ab 16 J., R: Zack Snyder, D: Emily Browning, Abbie Cornish, Jena Malone, Vanessa Hudgens, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Streit's (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen-Park/Smart-City; wwws.warnerbros.de/suckerpunch/index.html