Till Brönners Publikum in der ausverkauften Laeiszhalle goutiert alles, was der Ausnahme-Trompeter bietet. Auch das dünne Stimmchen.

Hamburg. Singen kann er immer noch nicht. Doch zum Glück ging Till Brönner bei seinem ausverkauften Konzert in der Laeiszhalle sparsamer mit seinen vokalen Darbietungen um als auf seinem jüngsten Album "At The End Of The Day". Man fragt sich überhaupt, warum dieser exquisite Trompeter so ein großes Faible für den Gesang hat. Sein Publikum jedenfalls frisst ihm aus der Hand und goutiert alles, was der 1971 in Viersen geborene Musiker bietet. Auch das dünne Stimmchen.

Brönner spielte mit seiner neuen Band ein zweieinhalbstündiges Programm, in dem alle Stile enthalten waren, an denen er sich in den vergangenen Jahren erfolgreich versucht hat: Latinjazz, Hardbop, Westcoast, Balladen, Popsongs. Die besten Momente des Abends waren Brönners Duette mit dem schwedischen Saxofonisten Magnus Lindgren. Spannend mitzuerleben, wie beide aufeinander reagieren und sich die Musik hochschaukelt. Einen geradezu umwerfenden Drive entwickelten auch die sieben Musiker bei dem schnellen "Blues For Peggy". Angetrieben von Wolfgang Haffner (Schlagzeug) und Dieter Ilg (Bass) setzten die Solisten zu kurzen Höhenflügen an und ernteten Begeisterungsstürme.

Ilg und Haffner, selber Anführer eigener Bands und Brönner schon lange verbunden, zeigten in ausführlichen Soli, welch überragende Instrumentalisten sie sind. Ansonsten stellten sie sich ganz in den Dienst der Band und webten einen Rhythmusteppich, auf dem vor allem Brönner und Lindgren sich ungezwungen bewegen konnten. Im Ensemblespiel hätte man diesen beiden Könnern etwas mehr Freiheiten gewünscht, denn ein paar rhythmische Kapriolen hätten manches Arrangement spannender klingen lassen.

Das Publikum jedoch war hochzufrieden mit dem Vortrag des einzigen deutschen Jazzstars und hatte Gelegenheit, auch ein Solo des jungen US-Gitarristen Bryan Baker zu bejubeln, das mit seinem wilden Gezucke etwas von einer Zirkusnummer hatte. Aber genau das macht den Erfolg von Till Brönner aus: Er bedient sein Publikum mit gut gemachtem Mainstream-Jazz, Ecken und Kanten finden sich in seinem Programm nicht.