Das popmusikalische Maß aller Dinge, die Abfolge Strophe, Refrain, Strophe, ignorierte Mogwai im Gruenspan konsequent - und gelungen.

Hamburg. Das Gruenspan ist am Montagabend ausverkauft. Das ist keine Seltenheit und dennoch bemerkenswert. Denn auf der Bühne stehen keine Allerweltsmusiker, die eingängige Charthits aneinanderreihen. Dort steht Mogwai. Und diese Band ist alles andere als Massenware.

"White Noise" heißt der Opener, mit dem das Quintett sein Publikum auf die folgenden 95 Minuten einstellt. Doch nach weißem Rauschen klingt in dieser Nacht nichts. Die Musiker bauen komplexe Gebilde aus Tönen, Melodien und Rhythmen, die sich jeder normalen Hörgewohnheit widersetzen und dank des hervorragenden Sounds auch in aller Detailfülle im Publikum ankommen.

Das popmusikalische Maß aller Dinge, die Abfolge Strophe, Refrain, Strophe, ignorieren die Musiker; nur manchmal blitzen Strukturen auf, die einem bekannt vorkommen. Doch so schnell sie auftauchen, verschwinden sie auch wieder im Strudel aus Bassläufen, Effekten und Kontrasten. Nicht einmal den Anker des Gesangs lassen sie ihren Zuhörern über weite Strecken. Die meisten Titel sind instrumental.

Ihre emotionale Wucht büßen die Musik gewordenen Träume und Albträume dadurch keineswegs ein. "I'm Jim Morrison, I'm Dead" bohrt sich unerbittlich in den Gehörgang, so lange und intensiv, dass man sich irgendwann physisch bedroht fühlt.