Die Galerie der Woche von Christian Zwang zeigt Bilder von Heino Jaeger, der gerade als Satiriker wiederentdeckt wird.

Galerie Zwang. Der Galerist Christian Zwang glaubt an das Gute im Menschen und daran, dass Diebe Kunst, die keine Höchstpreise erzielt, nicht zu schätzen wissen. Deshalb können Besucher seiner Galerie mitunter die ersten Exponate bereits im Treppenhaus einer alten Tabakfabrik in Eimsbüttel bewundern, in der Zwang seine Ausstellungsräume hat. Noch bis zum 15. April hängen dort Zeichnungen und Druckgrafiken von Heino Jaeger.

Der in Harburg geborene Jaeger galt bis Anfang der 80er-Jahre als einer der besten deutschen Satiriker. Zu seinen Verehrern zählen Loriot, Olli Dittrich, Harry Rowohlt und Eckhard Henscheid. Jaegers Radiosendung "Dr. Jaeger antwortet", eine Persiflage auf Beratungsformate wie Dr. Erwin Marcus' "Was wollen Sie wissen?", hatte Kultcharakter. Der Satiriker, der an Depressionen litt, starb 1997 im Alter von nur 59 Jahren in einem sozialpsychiatrischen Heim in Bad Oldesloe. Wie es scheint, steht seine Wiederentdeckung unmittelbar bevor: Der Berliner Dokumentarfilmer Gerd Kroske hat sich Jaegers angenommen. Und der Hamburger Regisseur Lars Jessen ("Dorfpunks") plant einen Spielfilm über ihn mit Olli Dittrich in der Hauptrolle.

So gesehen passt die Ausstellung in der Galerie Zwang in die Zeit, wobei es für das zeichnerische und malerische Werk Jaegers immer einen, wenn auch überschaubaren, Kreis von Interessenten gegeben hat. Der Galerist erzählt von einem Frankfurter Sammler, der sich auf Werke des Satirikers spezialisiert habe. Seine Galerie ist schon seit Jahren die erste Adresse für das Oeuvre Jaegers. Zwang, der sich dem Realismus verschrieben hat und ansonsten Künstler wie Willem Grimm, Clemens Gröszer und Almut Heise vertritt, kannte Jaeger noch zu dessen Lebzeiten. Nach 1997 und 2005 stellt er ihn nun zum dritten Mal aus.

Zwang zeigt 120 Werke des Satirikers. Es ist ihm gelungen, einige Arbeiten zu erwerben, die bisher in Privatbesitz waren. Groß ist das erhaltene Werk Jaegers allerdings nicht. Bei einem Brand in seiner Wohnung wurden 1983 zahlreiche Bilder vernichtet.

Die Motive seiner Werke sind sehr unterschiedlich. Der Absolvent der Hamburger Hochschule für bildende Künste malte Landschaften ebenso wie Architektur, insbesondere die des viktorianischen England. Es überwiegen aber ganz deutlich satirische Motive. Sehr gerne stellt Jaeger Uniformträger jeglicher Provenienz - vom Soldaten über den Schützenkönig bis zum Postboten - in ansonsten menschenleere Landschaften. Es gibt groteske Krankenhausszenen. Dann wieder ist auf einem anderen Bild ein monsterähnliches Wesen zu sehen, das im Begriff ist, ein Menschenbein zu verschlingen. Jaegers Bilderwelten ähneln denen, die man aus den Cartoons von Monty Python kennt. Die englische Künstlergruppe und der deutsche Satiriker sind Verwandte im Geiste.

Jaegers Reisen, insbesondere die nach England, spiegeln sich in vielen seiner Bilder wider. Aber auch ein längerer Thailand-Aufenthalt hat sich in seinem Werk niedergeschlagen. Dorthin wollte Jaeger 1975 auswandern. Doch dann nahm das Heimweh nach Hamburg überhand. In seiner Heimatstadt blieb ihm aber der ganz große Durchbruch versagt. Vielleicht kommt er nun - 14 Jahre nach Jaegers Tod.

Galerie Zwang: Heino Jaeger bis 15. April, Paulinenallee 28 (U Emilienstraße), Di-Fr 11.00-18.00 und nach Vereinbarung, T. 040/43 76 43