Ein Filmkonzert mit Fritz Langs Stummfilm “Die Nibelungen“ in der Laeiszhalle mit den Hamburger Symphonikern.

Laeiszhalle. Das Berlin der 20er-Jahre gilt vielen bis heute als der Inbegriff eines überschäumenden, ganz dem Moment verpflichteten Lebensgefühls. Das Grauen des Weltkriegs war in den Hintergrund getreten, die Verklemmungen und die Leibfeindlichkeit des Kaiserreichs wichen einer Aufbruchsatmosphäre. Charleston, Foxtrott und die Jazzmusik schwappten aus Amerika über den Ozean - und ein neues Genre trat seinen Triumphzug durch die Säle der Stadt an: der Spielfilm.

Es gab damals in Berlin mehr Filmmusikorchester als Sinfonieorchester - schon das reicht aus, um sich ein Bild vom Reichtum dieser Kultur zu machen, die mit dem Aufkommen des Tonfilms beinahe ganz untergegangen ist. Wer es auch mit den Ohren begreifen möchte, der sollte am Donnerstag in die Laeiszhalle gehen. Da begleiten die Hamburger Symphoniker unter der Leitung von Christian Schumann die Aufführung des monumentalen Films "Die Nibelungen" von Fritz Lang aus dem Jahre 1924.

Langs Meisterwerk um den Helden und Drachentöter Siegfried und seine intrigante Sippe gehört zum Kanon dessen, was jeder zu kennen glaubt, weil es in Fetzen, Erzählungen, Zitaten immer wieder im kulturellen Vokabular auftaucht. Aber auch Mythen können altern, flackern, Kratzer und Leerstellen bekommen. Jedenfalls dann, wenn sie auf Zelluloid gebannt sind. Mehr als vier Jahre hat die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung gebraucht, um aus insgesamt 18 zeitgenössischen Kopien eine Fassung zusammenzustellen, die Langs innovativer Bildsprache gerecht wird; mitunter haben die Restaurateure jedes Bild einzeln verglichen.

Mit dem Film wurde gleichsam auch seine Tonspur restauriert, nämlich die originale Filmmusik. Fritz Lang und seine Frau und Drehbuchautorin Thea von Harbou orientierten sich bei der Handlung an der nordischen Nibelungensage und nicht an der Fassung, die Richard Wagner für seinen Opernzyklus "Der Ring des Nibelungen" geschrieben hatte. Deshalb verwendete der Komponist Gottfried Huppertz für die Filmmusik keine Wagner-Zitate, sondern schrieb eine kongeniale, ganz und gar eigenständige Partitur für großes Orchester.

Auch sie ist erst in jüngster Zeit aus einem Dornröschenschlaf erwacht. Lange Zeit war das höchste der Gefühle ein Klavier zur Begleitung; unter hartgesottenen Cineasten gehörte es gar zum guten Ton, sich Stummfilme in aller Stille und geradezu sakraler Ehrfurcht zu Gemüte zu führen.

Die Hamburger Symphoniker gehören zu dem Kreis von Orchestern, die unter dem Dach der Europäischen Filmphilharmonie an der Renaissance dessen mitwirken, was den Stummfilm einmal ausgemacht hat: Erst als Amalgam von Bild und Ton wird eine Kopf und Sinne gleichermaßen ergreifende Geschichte daraus.

Und weil heutige Kinos keinen Orchestergraben mehr haben, findet das Ganze eben in der Laeiszhalle statt. Und nennt sich feierlich: Filmkonzert.

"Die Nibelungen" 31.3., 17.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten zu 20,- bis 40,- unter T. 44 02 98; www.hamburgersymphoniker.de