Der schwedische Sänger und Songschreiber Jose González gastierte mit dem Streicher-Ensemble The Göteborg String Theory auf Kampnagel.

Hamburg. Beim Bühnenbild in der fast ausverkauften Halle K6 auf Kampnagel steht ein Wald als Foto kopf. Zwei Kontrabässe lehnen am Himmel. Die Wolken stoßen auf den Boden, auf dem wiederum reichlich Holz liegt. Ein Piano, Trommeln, Gitarren.

Der schwedische Singer/Songwriter José González hat angekündigt, seine feinen Akustikstücke mit orchestraler Verstärkung zu präsentieren. Doch bevor er mit The Göteborg String Theory sein Konzert beginnt, sind da diese gelben Socken. Sie gehören einem Typen, der sich Loney Dear nennt, eigentlich aber Emil Svanängen heißt, was zu Deutsch Schwanenwiese bedeutet. So hübsch wie der Name ist auch die Musik. Auf seiner zwölfsaitigen Gitarre spielt er zart gebrochene Lieder. Und mit seinen gelb besockten Füßen bedient er allerlei Effektgeräte, die seine Melodien vervielfachen oder seine Stimme wie eine Orgel klingen lassen.

Im Gegensatz zu diesem Ein-Mann-Orchester wartet González mit real 20 Personen auf. Zunächst betritt er aber alleine die Bühne, lächelt kurz und schlägt die Saiten seiner Gitarre mit viel Hall und Dramatik an, als suche er seine argentinischen Wurzeln. Seine schwarzen Locken leuchten im Scheinwerferlicht. Diese Intimität bieten die Orchesterarrangements zwangsläufig nicht. Dafür transportieren sie eine Vielschichtigkeit, mit der jedes Stück zur Entdeckung wird. Der Sound flackert ebenso wie die Glühbirnen, die über den Musikern hängen. Keyboard und Perkussion perlen und wogen, bis ein Herzschlag einsetzt, gefolgt von Streichern, die den Klang verdichten, um schließlich eine Lücke zu lassen. Luft zum Atmen für González' Gitarre und Gesang: "It's so far, so far away." Ein Rauschen weht heran, das das junge Ensemble mit Plastiktüten erzeugt. Es muss nicht immer die Stradivari sein.

Songs wie "Crosses" ertönen ergreifend, wirken aber nie zugekleistert, sondern arbeiten mit viel Reibung. Bei Kylie Minogues "Hand On Your Heart" setzt das Orchester moll- und basslastige Kontraste zu González' harfengleichem Spiel. Und "Teardrop", einst von Massive Attack, bewegt durch die Dramaturgie vom Knistern hin zum Orgiastischen. Nicht nur das große Ganze beeindruckt aber, auch jede Stimme ist klar zu hören: Die Querflöte links außen. Die Bassklarinette daneben. Das Rasseln rechts. González agiert derweil an der Rampe, mit Schlafzimmerblick, als bemerke er die Opulenz in seinem Rücken kaum. Doch wenn er strahlt zum Applaus, ist seine Freude an diesem Projekt mehr als deutlich.