Hannover. Ein besonderes Ballett-Schmankerl der bittersüß-ironischen Art bietet derzeit das Ballett Hannover mit dem "Wiener Totentanz" des Chefchoreografen Jörg Mannes. Der Österreicher widmet seiner Geburtsstadt die tanztheatralischen Tableaus "Stirb du, wennst kannst". Er entwirft einen makabren Szenenreigen zur Musik von Mahler, Schubert, Ravel und Johann Strauß. Dessen Walzer "Wiener Blut" tanzt das Ensemble allerdings in Zwangsjacken - als "Narrische", wie die freundlichen Wiener Nervenkranke zu nennen pflegen.

In der Eingangsszene nimmt der Choreograf die böse feixenden und grantigen Alten aufs Korn - eine Wiener Spezies, die Tauberln vergiftet und sich schadenfroh das Maul über Nachbarn zerreißt. Die buckelnde, hinkende Greisen-Polonaise in geblümten Kittelkleidern erinnert an Pina Bausch.

Bei den mehr galligen als kabarettistischen Gesellschaftsskizzen hätte Georg Kreisler Pate stehen können, wie beim "B'soffenen"-Sextett zu Hans Mosers Heurigen-Hymne "Die Reblaus". Im Kontrast dazu gibt es aber auch berührend schöne Tanzkunst zu sehen. Zu Schuberts "Der Tod und das Mädchen" tanzt Cássia Lopes eindringlich den Kampf zwischen noch glimmendem Lebenslicht und nahender Todesnacht.

Gelungene Kontrapunkte setzt Mannes mit den beiden Pas de deux. Zu Mahlers "Adagietto" huldigen Karine Seneca und Denis Piza den Wonnen des "kleinen Todes", während Catherine Franco und Marco Boschetti zu "Urlicht" spirituell die Loslösung der Seele vom Leib verkörpern.

Stirb du, wennst kannst 10., 28.4., 19.30 Uhr, Staatsoper Hannover, Karten: T. 0511/99 99 11 11; www.staatstheater-hannover.de