Unter dem Slogan “Sinne flutend“ zeigen die Philharmoniker Spuren der Folklore in der Kunstmusik

Hamburg. Die nächste Saison ist nichts für Wasserscheue. "Sinne flutend" heißt der Slogan für die 184. Spielzeit des Philharmonischen Staatsorchesters, und ein neuer Werbeauftritt nimmt die poetisch-dramatische Metapher von der Musik, die sich wie Wasser ihren Weg bahnt, beim Wort: Fein angezogene Solisten des Orchesters - ein Bratscher, eine Oboistin - ließen sich vor den Kameras in veritable Schwimmbadfluten hinabgleiten, um von dort, schön beleuchtet und umspült von Luftblasen, die Neugier auf die zehn Abonnementskonzerte in der Saison 2011/12 zu wecken.

Und das sollte gelingen, schließlich hat sich die Dramaturgie des Hauses nach Jahren sklavischen Kalenderschielens von Jahrestagen vorerst verabschiedet und die Programmplanung einem eigenständigen Gedanken untergeordnet. "Folk Songs" bilden diesmal das Gravitationszentrum der Überlegungen, also die Musik des Volkes, die in der Hierarchie der Künste ungerecht weit unten angesiedelt ist, obwohl sie doch die Kunstmusik zu allen Zeiten mit Impulsen versorgt hat.

Dass die Folklore in diesem Zusammenhang nicht naturbelassen präsentiert wird, versteht sich von selbst. Schließlich hat schon Belá Bartók, der Vater aller modernen folkloristischen Feldstudien, das in den ungarischen Dörfern Vorgefundene nach seinen kompositorischen Bedürfnissen und Vorstellungen bearbeitet. Mit Bartóks "Konzert für Orchester" wird die Spielzeit am 25. September eröffnet.

Ein Auftragswerk für Zither und großes Orchester, das der Regensburger Leopold Hurt schreibt, soll Bruckners Sinfonie d-Moll (der "Nullten") vorangestellt werden. Der programmatische Faden "Dirigierende Komponisten" hinterlässt auch weiterhin seine Spur; diesmal dirigiert der australische Komponist Brett Dean, dessen Oper "Bliss" in Hamburg höchst zwiespältige Aufnahme fand, sein Violinkonzert mit Isabelle van Keulen als Solistin. Weitere Gäste sind Alisa Weilerstein, die Pendereckis 2. Cellokonzert spielen wird, der Bratscher Antoine Tamestit mit einem Stück von Luciano Berio sowie die Pianisten Lars Vogt, Ragna Schirmer und Gerhard Oppitz. Von den Berliner Philharmonikern kommt Stefan Schulz, um das Bassposaunenkonzert "SubZERO" des Schweizer Neue-Musik-Jazzers Daniel Schnyder zu spielen.

Ein neues Instrument zur Verstärkung der Bande zwischen Publikum und Orchester ist "Philharmoniker + Card" (35 Euro, für Abonnenten kostenlos, erhältlich ab Mai). Bis zu sechsmal im Jahr wollen die Musiker den Karteninhabern Probenbesuche ermöglichen und andere Attraktionen anbieten. Damit aus Gelegenheitshörern treue Kunden werden.