Zum 30. Bandjubiläum verzichtet Hartmut Engler mit Pur auf große elektronische Verstärkung. Unplugged hauchen sie dem CCH Leben ein.

Hamburg. Ganz alleine steht ein junges Mädchen in der ersten Reihe im CCH 1 und schwenkt zu "Der Mann am Fenster" sein LED-Leuchtbündel. Die restlichen 3499 Pur-Fans im ausverkauften Saal sitzen noch. Aber dann erhebt sich ein paar Reihen hinter der Frontsteherin eine weitere Dame. Zögert kurz. Setzt sich wieder hin. Steht wieder auf. Jetzt sind es schon zwei. Dann vier. Zwanzig. Dreitausendvierhundertneunundneunzig. Sänger Hartmut Engler, der Mann "mit der großen Nase und dem rosa Hemd" (Selbstbeschreibung), strahlt zu "Ich lieb dich" mit "Funkelperlenaugen" über das jetzt überflüssige Gestühl hinweg.

Pur hat bereits nach fünf Liedern das geschafft, was wenige im kühlen Ambiente des CCH erreichen: ein Publikum von den Polstern zu locken. Dabei beschränkt sich die Gruppe aus Bietigheim-Bissingen musikalisch nur auf das Wesentliche, die laufende Tour zum 30. Bandjubiläum ist "unplugged": "Wir verzichten auf Gitarren und Synthies und ihr dürft sitzen", wie Engler sagt. Bei "Ein Herz für Kinder" setzt sich der Saal dann auch wieder. Ganz gerührt. Denn Pur ist eine "absolut menschenliebe" Band. Fan-nah gepolt auf den ehrlichen Durchschnitt der Bevölkerung, die in Pur-Songs "Frau Schneider", "Kowalski" oder "Lena" heißt.

Das Konzertprogramm ist bekannt, es entspricht ziemlich genau der bereits erhältlichen CD "PUR Live - Die Dritte - Akustisch", und so wissen die meisten Besucher, was sie wann zu tun haben. Englers Hände bei Bädern in der Menge schütteln, Rosen überreichen, La-Ola-Wellen schwappen lassen und bei "Funkelperlenaugen" im erstaunlich guten Kanon singen. 150 Minuten "Mächtig viel Theater" - "Oh wie ist das schön".

Während der letzten Zugaben "Highway To Hell" (a cappella AC/DC), "Betrunken" und "Der Geschenkte Tag" feiert das CCH den Tag wie ein Geschenk. Nicht selbstverständlich für eine Band, die "Mitte der Achtziger vor 25 Leuten im Logo" gespielt hat.