Hausherr Frank Tannhäuser hebt Agatha Christies Krimi-Erfolg “Die Mausefalle“ erneut in den Spielplan des Imperial-Theaters auf St. Pauli.

Imperial-Theater. Als Agatha Christie aus ihrem Kurzkrimi "Die Mausefalle" ("The Mousetrap", 1947) ein Theaterstück machte, glaubte sie, dass es gute Chancen hatte, am Londoner West End acht Monate zu laufen. Falsch gedacht. Bis heute hält der Krimi den Rekord des am längsten ohne Pause gespielten Bühnenwerkes. Seit der Uraufführung 1952 strömen Zuschauer an die Themse, um den unheimlichen Geschehnissen im Landhaus Monkswell Manor beizuwohnen. "Die Mausefalle" hat einfach alles, was ein ordentlicher Krimi braucht: einen klassischen Whodunit-Plot, eine Horde Verdächtiger mit obskurer Vergangenheit - und eine Menge Leichen.

Auch Frank Tannhäuser, Intendant des Imperial-Theaters, bescherte die Aufführung der "Mausefalle" 2003 einen Hit. Die Inszenierung von Carolanne Weidle stand immer nur für drei bis vier Monate auf dem Spielplan. "Das ist ein Klassiker, den man immer wieder spielen kann. Den wollten wir nicht ein Jahr lang durchgehend zeigen", sagt Tannhäuser. Der Hunger des Publikums war jedoch so groß, dass "Die Mausefalle" ab diesem Donnerstag erneut im Imperial-Theater zuschnappt.

Die Inszenierung wurde von Tannhäuser selbst leicht angepasst. Drei Schauspieler stießen zu der Produktion und es gibt ein neues Bühnenbild für die Pension, die Mollie Ralston und ihr Ehemann Giles in dem ererbten alten Landhaus eröffnen. Historisch-britisch natürlich mit Teesalon und Gästezimmern. Per Radio erfahren sie vom Mord an einer gewissen Maureen Lyeon in London. Die Gäste treffen ein: der merkwürdige Architekturstudent Christopher Wren, Mrs. Boyle, die reservierte Miss Casewell und Major Mecalf, ein Ex-Major. Ein Kabinett der Schrullen. Das Schneetreiben weht außerdem Mr. Paranod und den Ski fahrenden Sergeant Trotter mit einer Warnung des Londoner Mörders in die Herberge. Wenig später ist die Telefonleitung tot. Seltsame Dinge gehen vor sich. Jeder verdächtigt jeden. Nichts ist so, wie es scheint. Nervenkitzel pur.

Dieser Geschichte ist mit modernem Regietheater nicht beizukommen. "Das muss man in der Situation belassen, wo es hingehört. Man kann ja nicht sagen, es gab kein Funknetz", sagt Frank Tannhäuser. "Krimis lassen wenig Herumschrauben zu. Mit jedem Satz, den man verändert, greift man in den Plot ein und 'Die Mausefalle' ist exakt durchkonstruiert."

Für die Zuschauer liegt genau darin der Reiz. Sie begeben sich per Zeitreise für einen Abend in eine Welt, in der es Telefone mit Wählscheibe gab und die Darsteller altmodische Kostüme und Frisuren tragen. "Die Identifikationsmöglichkeiten sind sehr groß. Das gibt es nicht bei allen Krimis", sagt Tannhäuser. "Die Figuren leben zwar in ihrer Zeit, aber diese Typen gibt es heute noch an jeder Ecke." Tannhäuser, der sein Theater 2002 mit Erfolg zum reinen Krimi-Theater umstrukturiert hat, liebäugelt mit weiteren Christie-Inszenierungen. Einige scheiterten bereits an zu großer Besetzung. "Tod auf dem Nil" wiederum existiert als Theaterstück, doch darin taucht Hercule Poirot nicht auf. Und das wäre für Tannhäuser nur das halbe Vergnügen. Sorgsam wacht die Agatha Christie Society darüber, welche Fassungen, seien sie von der Autorin selbst oder von ihr autorisiert, aufgeführt werden. "Die Mausefalle" verspricht zunächst, eine charmante Zeitreise zu werden.

Die Mausefalle: bis 6.8., 20.00, Imperial-Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Karten 16,- bis 31,- unter T. 31 31 14; www.imperial-theater.de