Karl Ove Knausgård liest im Literaturhaus mit Matthias Brandt aus seiner Autobiografie

Literaturhaus. Von den Engeln hatte er genug. Nachdem Karl Ove Knausgård in "Alles hat seine Zeit" eine literarische Exegese über die Erscheinungsformen der himmlischen Wesen verfasst hatte, suchte er Neuland - und sprengte den Rahmen. Er schrieb eine Autobiografie, die sechs Romane mit insgesamt 3000 Seiten umfasst und ihn zu einem der bedeutendsten Autoren der Gegenwartsliteratur Norwegens machte. Der erste Band erscheint unter dem Titel "Sterben" nun auf Deutsch.

Es ist ein ungewöhnlicher Titel für eine Autobiografie. Im Original heißt das Buch "Min kamp", was sich mit "Mein Kampf" übersetzen ließe. Aber irgendwie konnte man sich beim Luchterhand-Verlag dazu nicht durchringen - der Titel war ja auch bereits durch einen anderen Autor besetzt. In seiner Heimat erregte der Roman großes Aufsehen. So einen radikalen Umgang mit der eigenen Biografie war man dort nicht gewohnt. Knausgård schreibt akribisch, realistisch und sinnlich, manchmal auch ein wenig larmoyant.

Im Zentrum von "Sterben" steht der Tod seines Vaters. Er starb als alkoholkranker Mann. Noch danach packte seine Söhne die Angst, er sei womöglich gar nicht tot und könne zurückkommen. Das Schreiben hat das Verhältnis des studierten Kunsthistorikers zu seinem Vater noch im Nachhinein verändert. Knausgård ist 43 Jahre alt und hat selbst drei Kinder. "Ich hatte große Angst vor ihm und möchte nicht so dominierend sein. Aber ich kann ihn immer noch spüren, gerade wenn ich böse auf meine Kinder bin." Die sind Gegenstand des nächsten Buchs. Mittlerweile ist er beim sechsten Teil angekommen und wirkt erleichtert, dass er die Mammutaufgabe bald bewältigt hat. "Ich genieße es, weil es darin nicht so sehr um mich geht. So gern habe ich mich nämlich nun auch wieder nicht."

Karl Ove Knausgård heute 20.00, Literaturhaus (MetroBus 6), Schwanenwik 38, Eintritt 10,-/8,-