Der Niederländer gehört zu den begehrtesten Komponisten dieser Zeit - nun wird sein neues Stück auf Kampnagel uraufgeführt.

Hamburg. Michel van der Aa passt nicht ganz in das Berufsbild eines Komponisten. Der Rahmen ist schlicht zu klein: Van der Aa, 42, hat eine Ausbildung zum Toningenieur abgeschlossen und an der New Yorker Filmakademie studiert. Der Niederländer bereichert seine Musik gern mit visuellen Momenten.

Die Inspirationen des diesjährigen Residenz-Künstlers von "Klang!" stammen dabei aus diversen Kunstsparten. "Diese Woche ist es vielleicht eine Ausstellung mit moderner Kunst, kombiniert mit dem neuen Album von Radiohead, nächste Woche ein Film von David Lynch und eine Skulptur von Anish Kapoor. Das wechselt ständig."

Van der Aa mag sich nicht festlegen lassen. Weder stilistisch noch inhaltlich. Deshalb ist es schwer, seine Handschrift zu beschreiben. Und doch gibt es wiederkehrende Momente im Schaffen des smarten Multimediakünstlers, der unter anderem bei Louis Andriessen studiert hat und heute zu den begehrtesten Komponisten seiner Generation gehört. Da ist etwa ein ausgeprägter Sinn für raffinierte Klänge und Sounds. Es gibt eine expressive Kraft. Und eine faszinierend rätselhafte Bildsprache. "Das Schöne an der Musik ist ja, dass sie so unspezifisch ist. Ein Film wirkt schon sehr viel konkreter - aber ich möchte dem Publikum nicht eine bestimmte Deutung aufdrängen, sondern Fenster öffnen, damit jeder seinen eigenen Zugang entwickeln kann."

Deshalb haben seine Filme häufig eine surreale Komponente. So wie in dem halbstündigen Stück "Up-Close", das am Sonntag auf Kampnagel uraufgeführt wird. Auf der rechten Seite der Bühne sitzt die Amsterdam Sinfonietta mit der Cellistin Sol Gabetta, auf der linken Seite läuft ein Film. "Wir sehen eine ältere Dame, sie ist das Alter Ego der Cellistin. Sie lebt zunächst in einer realistischen Umgebung, aber dann wird es abstrakter, und wir tauchen in ihren Kopf ein."

In solchen Momenten bekommen Van der Aas Visionen mitunter albtraumhafte Intensität. Er kann aber auch anders. In "Memo" für Violine und Kassettenrekorder, beim Porträtkonzert des Ensemble Resonanz am Sonnabend zu erleben, treibt er die virtuosen Anforderungen so auf die Spitze, dass es fast schon komisch wirkt.

Michel van der Aa: Porträtkonzert, Sa. 19.3. Ensemble Resonanz. "Liebestod" So 20.3. Amsterdam Sinfonietta, jeweils 20.00, Kampnagel