“Angels“, die vierte Platte der New Yorker Band The Strokes, endet bereits nach 34 Minuten. Die zehn Songs sind leichter Gitarrenpop.

Nach ihrem unterirdischen Auftritt im vergangenen Jahr beim Hurricane-Festival mit einem völlig indisponierten Sänger Julian Casablancas schien es, als seien die Strokes am Ende und hätten sich nur noch mal aufgerafft, um ein paar Festival-Auftritte zu spielen und noch mal fürstliche Gagen abzugreifen. Doch nun erscheint heute tatsächlich ein neues Album der Band aus New York, es ist das vierte. Fünf Jahre sind nach "First Impressions Of Earth" ins Land gegangen, in der Zwischenzeit hat jeder der Musiker ein Soloprojekt auf die Beine gestellt.

"Angles" muss eine sehr schwere Geburt gewesen sein, wenn man die Umstände der Aufnahmesessions betrachtet. Zwei Jahre lang traf sich die Band immer wieder mal im Studio, als Produzent saß Joe Chiccarelli an den Reglern - doch man überwarf sich mit ihm, sodass Gitarrist Albert Hammond Jr. die Produktion zu Ende führte. Während der Aufnahmen sollen die Bandmitglieder immer wieder aneinandergeraten sein. Die instrumentalen Teile wurden letztlich ohne Sänger Casablancas zusammengefügt, der während der Aufnahmen mit seinem Soloprojekt unterwegs war.

"Nicht gerade ein idealer Zustand. Es ist absurd, dass wir ein Jahr gebraucht haben, um ein Album mit zehn Songs aufzunehmen", kritisierte der zweite Gitarrist Nick Valensi gegenüber dem englischen Magazin "Uncut".

Gerade einmal 34 Minuten dauern die zehn Songs von "Angles", bei denen sich zum ersten Mal jeder der Strokes als Songschreiber einbringen durfte. Casablancas' Einfluss auf der Band scheint deutlich reduziert, sein Gesang wirkt zuweilen wie ein Fremdkörper im Sound der Band. Einen starken und sehr präsenten Eindruck hinterlässt die Rhythmusgruppe mit dem wie ein Uhrwerk trommelnden Fabrizio Moretti und Bassist Nikolai Fraiture. Auch Hammond und Valensi gelingen ein paar schöne Gitarrenspielereien wie in "Taken For A Fool" oder in "Metabolism". "Two Kinds Of Happiness" ist Beatmusik wie aus den 60er-Jahren, und auch das als Single ausgekoppelte "Under Cover Of Darkness" gehört zu den besseren Nummern. Doch es gibt auch Ausfälle wie das kitschige "Gratisfaction" oder "Games", in dem Casablancas noch manierierter singt als gewohnt.

"Angles" ist kristallklar produziert, jede instrumentale Nuance ist zu hören, sicher ein Verdienst von Albert Hammond Jr. Die zehn Songs sind leichter Gitarrenpop, Tiefgang war von den Strokes ohnehin nicht zu erwarten. Eine große Zukunft mag man der Band nicht voraussagen. Als sie 2001 mit "Is This It" auf der Szene erschienen, gaben sie dem Gitarrenpop einen ordentlichen Schub. Aber der ist zehn Jahr später verpufft.

The Strokes: "Angles", erscheint heute bei Sony Music