Die ambitionierte Britjazzweek bringt vom 14. bis zum 19. März an sechs Abenden sechs aufregende neue Bands ins Hamburger Birdland.

Monate logistischer Puzzlearbeit liegen hinter der kleinen Konzertagentur Air aus London. Die Aufgabe: sechs britische Jazzbands an sechs aufeinanderfolgenden Tagen kreuz und quer durch sechs deutsche Städte schicken, die Woche drauf dann noch durch drei weitere bis ins tiefste Niederbayern (Passau) und nach Österreich. Die Operation "Britjazzweek" mit insgesamt 76 Terminen scheint gelungen - dieser Tage trifft die Premier League des britischen Junior-Jazz letzte Vorbereitungen zum ersten großen Auswärtsspiel jenseits des Ärmelkanals. In Hamburg laufen die sechs Bands zwischen dem 14. und 19 März im Birdland auf.

Wie es sich für die Jugend geziemt, bringen die Spieler jede Menge frischer Ideen ins Spiel - und Respekt vor den Alten. Arun Ghosh, in Kalkutta geboren und im Vereinigten Königreich aufgewachsen, spielt mit seiner Band einen modal geprägten, mal von Tabla-Beats befeuerten, mal von Glöckchen-Klingklang befriedeten Jazz, der unmittelbar aus dem geistigen Erbe John Coltranes schöpft. Die Intonationsprobleme auf der Klarinette, die seine Performance früher merklich trübten, scheint Ghosh neueren Aufnahmen zufolge gemeistert zu haben.

Im Quartett Get The Blessing hat sich die Rhythmusgruppe der Trip-Hop-Pioniere Portishead mit zwei exzellenten Bläsern an Trompete und Saxofon zusammengetan. Rasant zwischen Mehrstimmigkeit und Unisono-Power hin und her fließende Melodien geben der Gruppe ihren Schwung, ihr Einsatz von Elektronik bringt den Sound auf die Höhe der Zeit.

Das Trio des Pianisten Kit Downes watet mal knietief in den Spuren von Thelonious Monk, aber mit den Partnern an Bass und Schlagzeug entwirft Downes auch wunderbar eigenständige Klangwelten. Der Saxofonist Jason Yarde darf sich gleich in zwei Formationen präsentieren: Sein Duo mit dem Pianisten Andrew McCormack ist vom hohen Gleichklang zweier Seelen getragen, im Trio mit Bass und Schlagzeug ringen Freiheit und Bezogenheit dynamisch miteinander um Balance.

Einer so komplett durchbuchstabierten Musik wie dem Bebop neue Reize abzugewinnen ist die Mission des Tenoristen Julian Siegel, der mit seinem tollen Quartett (Gene Calderazzo am Schlagzeug) jeden Aasgeruch von der alten Tante Jazz fortbläst. Und der Saxofonist und Rapper Soweto Kinch, der ungeachtet seines Namens nicht aus dem Township von Johannesburg stammt, sondern in London geboren wurde und in Birmingham aufwuchs, fusioniert Hip-Hop und Jazz so, dass Fans beider Genres beeindruckt sind.

Die Bands wählte Burkhard Hopper aus, der schon zwischen 1996 und 2004 aufstrebende Jazzer auf "Rising Stars"-Tournee durch deutsche Clubs schickte.

Britjazzweek Mo 14.3. bis Sa 19.3., jew. 21.00, Birdland (Bus 20, 25), Gärtnerstraße 122, Tickets zu 15,- erm. 12,- im Birdland; www.britjazzweek.com