Die Galerie der Woche Holzhauer zeigt Jakob Zoches Austellung “Klopfsauger Fakir 350“ - zusammengestellt aus Bedienungsanleitungen.

Hamburg. Schon immer bewies die Technik ein Faible fürs Extravagante, wenn es um den Verkauf ihrer Produkte ging. Je simpler sie waren, desto größer, verführerischer und verlockender sollten ihre Namen klingen - magisch und mythisch, wild und freiheitsliebend. Die ersten Lokomotiven hießen Adler oder Krokodil, Autonamen horchten auf Namen von Winden und Künstlern, Putzhilfen gingen bei der Namenssuche sogar einen Pakt mit dem Teufel ein.

Denn über einen ganz besonderen Namen durften sich blasende und saugende Haushaltsgeräte freuen. Man hieß sie Fakir, und frau durfte sie wie gebändigte Schlangen dem Konsumenten schmackhaft vorführen.

So viel Zauberei lassen sich Künstler nicht zweimal entgehen. Jakob Zoche erkannte das künstlerische Potenzial der Bedienungsanleitung des Klopfsaugers Fakir 350 und machte daraus Bilder, die aktuell in der Galerie von Angela Holzhauer zu sehen sind.

Dass Jakob Zoche einen ausgewiesenen Sinn für das Technische und das Künstlerische hat, offenbart bereits der Aufbau seiner Bilder. Mit der Sorgfalt eines Konditormeisters hat er sein Farbmaterial pastos auf die Oberfläche seiner Aludibond-Bildträger gesetzt. Punkt für Punkt, Linie für Linie übertrug er die Illustrationen der Bedienungsanleitung des Fakirs auf ihre matt schimmernden Hightech-Flächen

Gleich dezenten Reliefs zeigen sie nun Kabelbefestigung und Kippgelenk, Saugschlauch oder Bodendüse, als wär's ein Stillleben fürs Wohnzimmer. Nur werden hier Papierfilter eingelegt, es wird auf Modus "Nur-Saugen" umgeschaltet oder das "Entstauben von Bildern mit dem Möbelpinsel" vorgeführt.

Das alles aber wäre keine Kunst, gäb's da nicht den berühmten Hintersinn, der sich hier in der Reprise des Readymade-Gedanken mitteilt.

Das vorgefundene Material las Zoche wie eine Anleitung zur Ausführung einer Ausstellung, in der zudem die Bildtitel mit den Bildunterschriften in der Fakir-350-Bedienungsanleitung identisch sind. So hat jeder was vom Bilde, die Hausfrau eine Art Premium-Gebrauchsanweisung, der Technik-Freak veredelte Sammlerware und der Kunstinteressierte den allseits beliebten Meta-Diskurs.

Technik kann so facettenreich-einfach sein. Oder aber komplex, wie es Jakob Zoche in der Galerie noch mit weiteren Bildern unter Beweis stellt. Diese sind ganz ihn Schwarz-Weiß gehalten und versprechen in den gewölbten Rundungen eines Netzgitters weibliche Kurven oder im Chaos zahlreicher elektrischer Oberleitungen gleich den ganzen global vernetzten Himmel des technischen Zeitalters.

Vernetzen sollte man übrigens gleich die ganz Welt, ginge es nach einem früheren Projekt des 1977 in München geborenen Künstlers, mit dem er vor sieben Jahren die Graswurzelbewegung UTNR, die United Transnational Republics, mit Sitz in Berlin gründete. Seine erste Ausstellung in Hamburg hatte Zoche im Jahr 2007, gemeinsam mit der Künstlerin La Pacheca und ebenfalls in der Galerie Holzhauer.

Jakob Zoche: Klopfsauger Fakir 350 Gemalte Zeichnung, bis 3. April, Galerie Holzhauer Hamburg (S Altona), Borselstr. 9, Mi-Fr 15.00-19.00, So 15.00-18.00 und n. V., T. 040/18 88 45 52; Internet: www.holzhauerhamburg.de , E-Mail: galerie@holzhauerhamburg.de