Alejandro González Iñárritus Drama “Biutiful“ ist großartig gespielt, aber leider zu lang und mit ein bisschen zu viel geballtem Leid.

So war Barcelona vermutlich noch nie im Kino zu sehen: als triste Metropole voller Armut und Unglück, in der nicht nur illegale Einwanderer zum Bodensatz der Gesellschaft gehören, in der Korruption und Gewalt allgegenwärtig sind. Regisseur Alejandro González Iñárritu ("Babel", "21 Gramm") nimmt dieses düstere Barcelona, in dem selbst die Rambla zu einem Ort der Angst und Verzweiflung wird, als Kulisse für ein existenzielles Drama in dessen Mittelpunkt der Kleinganove Uxball (Javier Bardem) steht. Uxball ist einer, der versucht, sein Leben im Griff zu behalten, der für seine beiden Kinder sorgt und sich unter großen Schwierigkeiten mit seiner Frau versöhnt, von der er getrennt lebt. Schwarzafrikaner verkaufen für ihn an Touristen gefälschte Markenartikel, die in illegalen Sweatshops zusammengepferchte Chinesen zuvor genäht haben.

Bardem spielt diesen Uxbal mit unglaublicher Intensität und einer Körperhaltung, die keinen Zweifel daran lässt, dass ihn die Last des Lebens niederdrückt. In der stärksten Szene des Films sitzt er mit seinem Sohn Mateo (Guillermo Estrella) am Küchentisch und ist im einen Moment liebevoll-fürsorglich, um in der nächsten Sekunde wütend aufzubrausen. Für den Jungen eine ebenso verwirrende und beklemmende Situation wie für Uxball selbst, der doch eigentlich nur ein guter Vater sein möchte.

Nach drei Episodenfilmen konzentriert sich Iñárritu nun erstmals ganz auf eine Person, trägt aber, und das ist die Schwäche des mit 148 Minuten überlangen "Biutiful", einfach zu dick auf. Und noch eine Jesusfigur an der Wand und noch eine tödliche Krankheit und noch ein Blick in heruntergekommene Wohnungen oder hoffnungslose Gesichter: Am Ende ist man das geballte Leid einfach leid und möchte nur noch eins: raus in die Sonne und tief durchatmen.

+++-- Biutiful Mexiko/USA 2010, 148 Minuten, ab 16 Jahren, R: Alejandro González Iñárritu,D: Javier Bardem, Maricel Álvarez, Eduard Fernández, Guillermo Estrella, Hanna Bouchab, täglich im Holi, Passage; www.biutiful-derfilm.de