Gleich zweimal sind Songschreiberin Alin Coen und Band jetzt in Hamburg zu erleben - in den Fliegenden Bauten und im Knust.
Im Pop existieren Songs, die mit Wucht in eine Gefühlskerbe hauen. Liebe, Hass, großes Kino. Alin Coen hingegen liefert uns Lieder, die eher dann erklingen, wenn der Abspann des Films gelaufen ist. Wenn es zurückgeht in das eigene Leben. Da, wo sich Beziehungen nicht auf Hollywood-reife Momente verdichten lassen. Sondern da, wo das Entscheidende im Dazwischen liegt. Wo der Alltag die Gefühle testet. Wo kleine Gesten mehr sagen als 1000 Worte. Und wo das Schweigen wiederum die Zweisamkeit unterläuft.
Ein schönes Beispiel für diesen emotionalen Transitzustand ist das Lied "Die Nähe". Die Gitarre erklingt spärlich und sanft, das Schlagzeug setzt akkurat und zurückhaltend Akzente. Dazu singt Coen, als sitze sie ganz dicht neben einem: "Ich will die Wärme deiner Arme / lege sie um mich und such Geborgenheit / doch ich merke schon, wie sich ein Zweifel regt / verzeih mir meine Unsicherheit."
Zu finden ist diese feine Pop-Nummer auf dem Album "Wer bist du?". Dass Coen auch im Titel ihrer Platte die Sinnfrage stellt, passt zu ihrer feinfühligen und doch kraftvollen Lyrik, die sie im Spannungsfeld zwischen Folk und Jazz, zwischen Englisch und Deutsch entfaltet. Gerade dieses Fragen und Tasten verleiht der Songschreiberin mit Ende 20 eine Reife, die stark nachhallt.
Ihr letztes Hamburg-Konzert in der Prinzenbar war hoffnungslos ausverkauft. Und so ist es nicht verwunderlich, dass Coen mit ihrer Band diese Woche gleich zweimal in ihrer Geburtsstadt zu erleben ist. Zunächst tritt sie in den ausverkauften Fliegenden Bauten bei der Lausch Lounge auf. Wiederholt haben Michy Reincke und Hasko Witte sie zu ihrer Konzertreihe eingeladen, bei der Montag zudem Anna Depenbusch, Tom Hugo und Stefan Gwildis zu Gast sind. Wer Coen länger zuhören will, der hat einen Tag später im Knust Gelegenheit dazu.
Aber Vorsicht: Der Film des eigenen Lebens könnte sich dann doch als der aufwühlendste herausstellen, wenn man genauer hinsieht. Und das wird mit Alin Coen gewiss passieren.
Alin Coen: Lausch Lounge Mo 14.3., 20.00, Fliegende Bauten (U St. Pauli), Glacischaussee 4, ausverkauft; www.lausch-lounge.de
Knust sup. Miss Emily Brown Di 15.3., 20.00 (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, 17,85 im Vvk.; www.alincoen.com
(bir)
