Das Trio Hafennacht ist mit seinen maritimen Chansons gleich mehrfach in Hamburg zu erleben, unter anderem auf der Barkasse “Hedi“

Hedi. Zu Beginn des Gesprächs stellt Erk Braren erst mal ein Buddelschiff auf den Holztisch. "Für die Atmosphäre", sagt der Mann, der auf der Insel Föhr aufwuchs und mit seinem markanten Gesicht tatsächlich vom Fleck weg Friesenbier bewerben könnte. Dabei hat seine Band Hafennacht maritimes Schmuckwerk gar nicht nötig.

Eine Etage unter Brarens Wohnung entsteht zwischen Kiez und Schanze eine Musik, in der Sehnsucht und Euphorie auf- und abwogen wie Ebbe und Flut. Ein Soundtrack für Kränegucker und Elbstrandpatrioten, für Liebesleichtmatrosen und Kiezkneipenkapitäne. Im kleinen Privatstudio haucht das Trio alten Schifffahrtsliedern eine frische Brise ein. Zudem spinnen Gitarrist Braren, Sängerin Uschi Wittich sowie Heiko Quistorf an Akkordeon und Trompete auch ihr ganz eigenes Seemannsgarn, zuletzt auf ihrem dritten Album "Auf Kurs". Ihr gesammeltes musikalisches Strandgut ist in den kommenden Wochen gleich mehrfach in Hamburg zu bestaunen - etwa auf der Barkasse "Hedi", in der Flussschifferkirche und im Winterhuder Fährhaus.

"Ganz sutsche" hätten sie vor sieben Jahren mit ihrem Projekt angefangen, erzählt Wittich, deren kurze blonde Haare wunderbar windzersaust wirken. Das Anhängsel "eV" am Bandnamen lassen sie aber immer öfter "unter den Tisch fallen". Einst waren sie angetreten als "nicht eingetragener Verein zur Rettung des maritimen Liedguts". Doch, so sagt Wittich, "wenn wir das immer erklären müssen, können wir's auch weglassen." Ein wenig aus der geschmäcklerischen Seenot helfen die Mittvierziger ihm dennoch, dem norddeutschen Heimatlied. Wittichs Version von "La Paloma" etwa kommt als luftige Jazznummer herübergeweht.

"Was wir alle haben, ist der Abstand, um diese Musik neu zu entdecken", sagt Wittich. Für Bandkollege Quistorf allerdings gilt ein Gebot: "Wir wollen nicht schunkeln." Kitschige Shanty- und Schlager-Imitate als touristische Landungsbrückenbeschallung ist ihre Sache nicht. Da ankern sie lieber in zeitgenössischen Pop-Häfen und interpretieren Element Of Crimes "An Land". Oder sie kreuzen in persönlichen, auch schwermütigen Gewässern wie mit der Eigenkomposition "Fast schon da - Rolling Home".

Die Motive der Seefahrerromantik sind bei Hafennacht keine bloßen Hülsen, keine leeren Container. Stattdessen haben die Songs immer einen zweiten bis siebten Sinn geladen. Sie thematisieren etwa, wie das Maritime zum Lifestyle-Trend avanciert. "Die Väter haben Stolz im Blick und Astra in der Hand", heißt es in der Övelgönne-Studie "Ich wünsch mir du wärst hier".

Bisher organisiert sich die Band komplett selbst. Und wie gut die drei mit sich und ihrer Musik im Fluss sind, zeigen die glücklichen Zufälle, die unterwegs auftauchen. So stand Wittich gerade "wegen einer ganz anderen Sache" in einer Produktionsfirma, als eine maritime Kapelle für einen ARD-Zweiteiler gesucht wurde. Und so spielte Hafennacht 2006 in "der TV-Schnulze" (O-Ton Wittich) "Eine Robbe zum Verlieben" sowie ein Jahr später in der Fortsetzung "Eine Robbe und das große Glück" im fiktiven "Dorfkrug" auf.

"Jedes Mal, wenn die Filme wiederholt werden, sehen wir das an unseren Verkaufszahlen", sagt Braren und lacht. "Da haben wir gemerkt", fügt Wittich hinzu, "dass wir auf dem richtigen Dampfer sind." Na denn: Ahoi!

Hafennacht Mi 16.3., 19.00, MS "Hedi" (S Landungsbrücken) Brücke 10, Eintritt: 8,- (Vvk.), 10,- (Ak.); weitere Termine: 25.3., 20.00, Flussschifferkirche; 17.4., 18.30, Carls Kultursalon; 8.5., 11.00, Winterhuder Fährhaus; www.hafennacht-ev.de