Mit “Danni Lowinski“ wurde erstmals eine deutsche Serie in die USA verkauft. Eine Ausnahme in der Branche - wieso eigentlich?

Es war ein Wagnis: Als sich SAT.1 im vorigen Jahr mit den zwei Eigenproduktionen "Danni Lowinski" und "Der letzte Bulle" an den Start traute, stand es schlecht um die deutsche Serie. Eigenproduzierte Serien floppten - mit wenigen Ausnahmen. Amerikanische Produktionen hingegen liefern verlässlich gute Quoten. Trotzdem setzte der Sender auf die Idee von Drehbuchautor Marc Terjung ("Edel & Starck"): Eine ordinäre Billig-Anwältin mit tiefem Ausschnitt und großer Klappe bietet in einem Kölner Shoppingcenter Rechtsberatung für einen Euro die Minute. In der Hauptrolle: Annette Frier.

Der Mut des Senders, wieder auf selbst produzierte Serien zu setzen, wurde belohnt - und "Danni Lowinski" zum Überraschungserfolg. Dass Frier für ihre Rolle als prollige Juristin im vergangenen Jahr den Deutschen Comedypreis als "Beste Schauspielerin" gewonnen hat, ist fast nur noch eine Randnotiz. Die SAT.1-Serie hat so ziemlich alles abgeräumt, was es hierzulande abzuräumen gibt: den Deutschen Fernsehpreis, den Bayerischen Fernsehpreis und auch den Deutschen Comedypreis als "Beste Serie". Für den Grimme-Preis ist sie ebenfalls nominiert.

Der größte Erfolg für "Danni Lowinski" ist jedoch, dass die Serie in die USA verkauft wurde. Die US-amerikanischen CBS Television Studios haben sich die Produktionsrechte der SAT.1-Erfolgsserie gesichert. Es ist ein Transfer-Coup, eine kleine Sensation. Denn der umgekehrte Weg ist die Regel. US-Serien wie "Desperate Housewives", sämtliche "CSI"-Ableger und Arztserien von "Dr. House" bis "Grey's Anatomy" überschwemmen den deutschen TV-Markt. Auch Adaptionen britischer Formate wie "Pop Idol" ("Deutschland sucht den Superstar") und "I'm a Celebrity ..." ("Ich bin ein Star ...") sind im deutschen TV überaus erfolgreich. Umgekehrt bestand bisher kaum Bedarf an deutschen Produktionen. "Danni Lowinski" ist die erste deutsche TV-Serie, die für den US-Markt umgesetzt wird.

Während bei SAT.1 am kommenden Montag die zweite Staffel mit 13 neuen Folgen anläuft, wird in den USA gerade die Pilotfolge von Lowinski à la Hollywood gedreht. Im Herbst soll das Remake auf "The CW" laufen. Die Kanadische Schauspielerin Amanda Walsh ("Sons & Daughters") spielt in der US-Version die Frisörin Lowinski, die sich auf dem zweiten Bildungsweg zur Anwältin hochgearbeitet hat. Die Rolle des eitlen Kanzlei-Schnösels, bei SAT.1 von Jan Sosniok verkörpert, wird von Neal Bledsoe ("Ugly Betty") gespielt. Regie führt Richard Shepard, der 2007 für "Ugly Betty" einen Emmy erhielt. Der endgültige Titel der Serie steht noch nicht fest. Die Serienheldin soll wie im Original Danni Lowinski heißen. Auch die Personenkonstellation mit dem kranken Vater und der besten Freundin der Hauptfigur soll übernommen werden. Die Geschichten der einzelnen Episoden werden sich jedoch unterscheiden - schließlich haben die Amerikaner ein anderes Rechtssystem.

Aber wie kommt es, dass es gerade eine dosenbiertrinkende, vorlaute Anwältin nach Hollywood geschafft hat? Jens Richter ist der Mann, der es wissen muss. Er hat "Danni Lowinski" in die USA verkauft. "Die Serie passt wunderbar in die Zeit", weiß der Geschäftsführer von SevenOne International. "Die Amerikaner lassen die Wirtschaftskrise gerade erst hinter sich."

Außerdem sei es die Figur gewesen, mit der er die CW-Produzenten habe überzeugen können: "Sie ist keine hochnäsige, arrivierte Anwältin, sie kämpft für die Underdogs. Das macht sie sympathisch." Dass es deutsche Produktionen schwer auf dem US-Markt haben, liegt laut Richter vor allem an der Synchronisation: "Das trifft die Franzosen und Spanier jedoch genauso. Englischsprachige TV-Märkte wie die USA oder Großbritannien synchronisieren keine ausländischen Programme." Für die Programmvertriebstochter von ProSiebenSAT.1 zieht er die Konsequenzen: "Wir werden in Zukunft auch selbst mehr englischsprachige Filme und Serien produzieren oder die Vertriebsrechte dafür erwerben."

Die Ausstrahlung der amerikanischen Lowinski-Version auf SAT.1 ist bisher nicht geplant. "Schließlich haben wir das Original", freut sich Richter. Und das ist auch in der zweiten Staffel schwer zu übertreffen.

"Danni Lowinski" 2. Staffel montags 21.15 SAT.1