Nach Migrationsdebatte und Erdogan-Rede tut es gut, eine Komödie über das Thema Integration zu sehen. “Almanya“ ist ein großer Spaß.

Es geht auch anders: Während sich Politiker, egal ob deutsch oder türkisch, viele Gedanken machen, zum Beispiel über Leitkultur, mangelnde Integration, zu viel Integration, machen deutschtürkische Regisseure hierzulande einfach Filme. Sie erzählen Geschichten über sich und das Land, in dem sie leben, über den Spagat zwischen den beiden Kulturen. Yasemin Samdereli und ihre Schwester Nesrin haben nun einen Film gemacht, der der bitteren Verbohrtheit der Politiker einfach Komik und Unterhaltsamkeit entgegensetzt. Sie erzählen die Geschichte von Hüseyin Yilmaz (Fahri Yardim), der 1964 als Gastarbeiter ins Ruhrgebiet kommt. Später holt er seine Frau Fatma (Demet Gül) und die drei Kinder nach. Fatma wundert sich sehr - über die komischen Klos, deftige Speisen, Weihnachtsbäume, gekreuzigte Männer und vor allem diese wunderliche Sprache, die bei ihr - eine der kuriosesten Ideen des Films - als unverständliches Kauderwelsch ankommt. Das alles ist 45 Jahre her. Jetzt, wo Yilmaz endlich einen deutschen Pass hat, will er mit Kind und Kegel nach Anatolien zurück. Ein Haus ist schon gekauft.

Zwischen Archivaufnahmen, Rückblenden, Traumsequenzen und aufgeregten Reisevorbereitungen schimmert so eine milde Ironie durch, die Identität und nationale Verbundenheit auf ihre Gültigkeit hin abklopft. Manchmal hätte man sich "Almanya" noch ein wenig frecher gewünscht. Und doch werden sich Deutsche, Türken und Deutschtürken vor Lachen biegen. Und zwar gemeinsam.

++++- Almanya - Willkommen in Deutschland D 2010, 101 Min., ab 6 J., R: Yasemin Samdereli, D: Fahri Yardim, täglich im Abaton, Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Koralle, UCI Othmarschen, Smart-City, Zeise; www.almanya-film.de