Allein die erste Auflage umfasst 1,2 Millionen Exemplare

Hamburg. Wer hätte das gedacht: Die deutschen Bischöfe haben das neue Buch des Papstes (wir berichteten) positiv aufgenommen. Und seinen Nutzen direkt in Verbindung mit der kirchlichen Tradition gebracht: "Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung", das zweite Jesus-Buch Papst Benedikts XVI., sei ein "schöner Begleiter für die Fastenzeit", befand gestern der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch.

Insgesamt werden in der ersten Auflage 1,2 Millionen Exemplare in sieben Sprachen gedruckt. Das Buch erscheint auf Deutsch in einer Auflage von 150 000, in Italien werden 300 000 Exemplare gedruckt. Aber auch in Amerika interessiert man sich für das Werk des schreibenden Papstes, der sich, so erzählt man sich im Vatikan, beim Schreiben von der harten Arbeit des obersten Hirten der katholischen Kirche erhole. Die Zeitung "USA Today" betitelte ihre Rezension mit der Überschrift: "Der Papst sagt in seinem Buch: Die Juden sind nicht schuld an Jesu Tod". Was beweist, den Buchaussagen Benedikts wird selbstverständlich dieselbe Wichtigkeit beigemessen wie seinen sonstigen, in Predigten und Botschaften geäußerten. Benedikts Bibelexegese wird in aller Welt zur Kenntnis genommen, weshalb das Jesus-Buch genau gelesen wird. Der englische "Guardian" untersucht das Jesus-Buch im Hinblick auf die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Ratzingers Aufruf zur Wachsamkeit könne man im Kontext der vielerorts in der Kirche verschwiegenen Fälle von sexuellem Missbrauch lesen. In der Tat bezieht sich der Papst in seinem Buch auf eine Stelle in der Bibel, wo Jesus seinen Jüngern im Garten von Gethsemane befiehlt, "hier zu bleiben und wachsam zu sein". Ratzinger: "Das deutet auf die spätere Geschichte des Christentums hin."

Die "Süddeutsche Zeitung" sieht das neue Buch eher unter pragmatischen Gesichtspunkten. "Die Arbeit an einer Kirchenreform wäre wichtiger als neue Bücher", heißt es. Außerdem stellt die "Süddeutsche" fest, dass die Wissenschaft "Nebensache" ist in "Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung", lobt aber die glänzende Diktion des Verfassers: "Er hat alles selbst geschrieben (...), er hat seinen Stoff durchdrungen und formt ihn auf eigene, manchmal eigenwillige Weise."