Hamburg. Wie Carl Craig es schafft, den Überblick über seine Projekte zu behalten, weiß er manchmal selbst nicht. Der Detroiter ist einer der bekanntesten Produzenten und DJs für elektronische Musik und dementsprechend begehrt. "Oft ruft mich jemand an und fragt: 'Kannst du hiervon einen Remix machen?' Ich sage fast immer ja, auch wenn ich keine Zeit habe."

Gerade ist die Probe für "Technophonic" zu Ende, das Konzert, bei dem er heute Abend in der Laeiszhalle zusammen mit dem Pianisten Francesco Tristano, dem Produzenten Moritz von Oswald und den Hamburger Symphonikern auf der Bühne stehen wird. Im Kopf hat er neben dem Konzert noch tausend andere Ideen: "Alles inspiriert mich. Wenn ich morgens von meinem Haus zum Studio fahre, gibt mir meine Umgebung Ideen. Auf Tour sind es die Bühnen und Hotels, die Flughäfen und Bars, alles ist Inspiration."

Mit Tristano arbeitet er gern und oft zusammen. Craig erzählt von den Aufnahmen für dessen Album "Idiosynkrasia", und man merkt ihm an, dass er den jungen Pianisten schätzt: "Andere Musiker bemühen sich nur, 200 Jahre alte Stücke zu erlernen. Francesco ist viel offener, er interessiert sich für ganz verschiedene Arten von Musik und möchte selbst kreativ arbeiten."

Der Auftritt in einer Konzerthalle samt Orchester ist auch für Craig immer noch etwas Besonderes. 2008 in Paris, bei der ersten Kollaboration dieser Art, war er aufgeregt. Das Lampenfieber hat sich ein wenig gelegt, die Vorfreude nicht. Denn auch aus der Laeiszhalle wird Craig Inspirationen mitnehmen. Und aus ihnen neue Stücke zaubern. Wenn er Zeit dafür findet.