Der Fotograf Carsten Witte verpasst Aktmodellen Schmetterlingsflügel. Die Bilder zeigen auch das Wechselspiel von Schönheit und Vergänglichkeit.

Monika-Mohr-Galerie. Sie fliegen auf Butter, Rahm oder Milch, und so nannte man sie einst Butterfliegen, im Englischen butterflys . Hierzulande erinnert noch das vergessene Wort Schmetten im Namen der zart geflügelten Wesen an den Nektar ihrer Begierde, denn Schmetten sagte man früher zum Schmand. Kraft ihrer Metamorphose von der Raupe zum Falter hat man Schmetterlinge jedoch auch noch in einen weiteren Rang erhoben - den der ewig Wiedergeborenen, ihrem Dahinkriechen auf Erden folgt ein kurzer Aufschwung in den Himmel. Das war's aber auch. Bis ein nächster Sommer den Kreislauf von Tod und Wiederauferstehung erneut in Gang setzt.

Schönheit und Vergänglichkeit: Wer also könnte sie besser als die Schmetterlinge verkörpern, die man auch im Griechischen "Psyche" nannte? Und so hat sich ein Schmetterlingsjäger neueren Typus, der Hamburger Fotograf Carsten Witte, besondere Exemplare dieser Art eingefangen.

Mit ihren weit ausgebreiteten Flügeln offenbaren sie die volle Pracht ihrer exotischen Muster, Augen und Linien wie in einer klassischen Schmetterlingssammlung. Nur ihre Körper sind so ganz atypisch, zeigen sich eigenartig gerundet, ganz ohne Saugrüssel, dafür mit endlos langen Beinen und wohlgeformten Nektarkammern ausgebildet. Menschlich, allzu menschlich ist ihr nacktes Antlitz, obendrein so perfekt und unwirklich wie Hochglanz-Models in Szene gesetzt.

Doch auch diesen modernen Schönheitsikonen droht irdisches Ungemach. Denn so wie ihre Vorbilder aus dem Reich der Fauna in der Blüte des Lebens gefangen und aufgespießt wurden, so werden auch sie, betont Witte, "totfotografiert", so lange, "bis ihre Schönheit verblasst und nur noch das Foto beweist, dass sie einmal vorhanden war ..."

Wie gut, dass uns die Biologie dabei tröstend zur Seite steht und unseren Schmerz zu lindern weiß. Denn nur von oberflächlicher Natur ist, was sich hier fürs menschliche Auge als Schönheit preist. Was uns die faszinierenden Muster der Schmetterlinge in Wahrheit sagen, ist pure Mimikry, Täuschung und Tarnung, ein "Fass mich nicht an, ich bin ungenießbar!", an die Adresse aller Zoologen und Sammler gerichtet.

Kurzum: Wahre Schönheit kommt von innen. Und das tröstet doch ein wenig bei all den irdischen Verführungen, Vergänglichkeiten und ihrer Mahnung "tempus fugit" - die Zeit vergeht.

Carsten Witte: "Beauty Collector" bis 31.5., Di-Fr 12.00-18.00, Monika-Mohr-Galerie (Bus 109), Mittelweg 45, Infos unter T. 41 35 03 50; Internet: www.photographygalerie.de , www.carstenwitte.com